Mit einem Kurssprung von rund 75 Prozent gehört die Aktie des Biotech-Unternehmens Cytokinetics am Mittwoch nach Weihnachten zu den absoluten Top-Performern an der Wall Street und erreicht den höchsten Stand seit etwa zwei Jahrzehnten (!). Der Grund für die Neubewertung des Unternehmens sind positive Phase-3-Studiendaten, die den Pharma-Konzern Bristol-Myers Squibb weiter unter Druck setzen.
Konkret hat Cytokinetics vielversprechende Phase-3-Daten aus der Studie SEQUOIA-HCM bekanntgegeben. Hierbei handelt es sich um ein Programm, bei dem die Substanz Aficamten bei Patienten mit obstruktiver hypertropher Kardiomyopathie untersucht wurde, einer angeborenen Erkrankung des Herzmuskels. Demnach erreichte Cytokinetics einen statistisch signifikanten und klinisch bedeutsamen Anstieg beim primären Wirksamkeitsendpunkt nach 24 Wochen Behandlung sowie eine Verbesserung in allen Subgruppen.
Hinzu kommt, dass Aficamen auch statistisch signifikante und klinisch bedeutsame Verbesserungen bei allen sekundären Endpunkten verzeichnen konnte.
Bristol-Myers Squibb im Blick
Mit dem Kurssprung schwillt der Börsenwert von Cytokinetics auf knapp acht Milliarden Dollar an. Durch die positiven Daten dürfte das Unternehmen nun auch in den Mittelpunkt von potenziellen Aufkäufern geraten. Unabhängig von einer potenziellen Akquisition wird der Inhaber von Aficamten mit Bristol-Myers Squibb konkurrieren. Der Pharma-Riese legte im Oktober 2020 satte 13,1 Milliarden Dollar für das Biotech-Unternehmen MyoKardia auf den Tisch.
Bristol-Myers Squibb hatte es bei der damaligen Übernahme, die erfolgreich über die Bühne ging, vor allem auf die Substanz Mavacamten abgesehen. Die Substanz sei "ein potenzielles First-in-Class-Medikament mit überzeugenden Daten für die Behandlung von Patienten mit symptomatischer obstruktiver hypertropher Kardiomyopathie", hieß es in der damaligen Pressemitteilung. Es handelt sich also um die gleiche Indikation wie von Cytokinetics mit Aficamten.
Mittlerweile ist Mavacamten unter dem Handelsnamen Camzyos unter anderem in den USA und der EU zugelassen. Bristol-Myers Squibb erlöste im dritten Quartal 2023 mit dem Medikament 68 Millionen Dollar. Es wird also dauern, bis sich die Milliarden-Übernahme von MyoKardia so richtig auszahlt. Mit dem Erfolg von Cytokinetics wird dies nun schwieriger.
Auch wenn bei Cytokinetics nach dem Studienerfolg eine Übernahme wahrscheinlicher geworden ist - zuletzt gab es bereits entsprechende Marktgerüchte - sollten Anleger nun nicht in die Fahnenstange hineinkaufen. Indes wächst der Druck auf Bristol-Myers Squibb. Vor Kurzem sorgten die Amerikaner mit den angekündigten Akquisitionen von Karuna Therapeutics und RayzeBio für Schlagzeilen. Kurzum: Bristol-Myers Squibb kauft sich anorganisches Wachstum (zu) teuer hinzu. Anleger bleiben weiter an der Seitenlinie.