Die mögliche Zusammenlegung von Aktivitäten von Adnoc und OMV hat den Übernahmefantasien für Covestro am Dienstag kaum geschadet. Nach dem anfänglichen Kursrutsch um mehr als acht Prozent notierten die Aktien des Kunststoffkonzerns zuletzt auf Tradegate bei 46,71 Euro noch 2,4 Prozent im Minus. Für die OMV-Titel ging es in Wien derweil um knapp 6,5 Prozent hoch.
Die Leverkusener sollen schon im Juni eine angebliche, fast elf Milliarden Euro schwere Kaufofferte des staatlichen Ölkonzerns von Abu Dhabi Adnoc als zu niedrig abgelehnt haben, wie die Nachrichtenagentur Bloomberg unter Berufung auf Insider berichtet hatte. In der Folge hatten die um fast ein Viertel nach oben gesprungenen Covestro-Titel wieder um bis zu knapp acht Prozent nachgegeben.
Den Kreisen zufolge soll Covestro aber Gesprächsbereitschaft bei einem besseren Angebot signalisiert haben. Ungeachtet der Pläne mit dem österreichischen Konkurrenten sei Adnoc weiter an Covestro interessiert und wolle in den kommenden Wochen über ein mögliches neues, höheres Gebot entscheiden, heißt es nun aus gleicher Quelle. Ein Vertreter von Adnoc habe eine Stellungnahme abgelehnt, während bei Covestro zunächst niemand erreicht worden sei.
Laut Marktbeobachter Andreas Lipkow kommt durch die möglichen Pläne von Adnoc mit OMV sogar eine zusätzliche Dynamik in die Spekulationen um Covestro. Eine Zusammenlegung von Aktivitäten der Araber und Österreicher "würde das Primärgeschäft beflügeln" und so die Übernahme eines Spezialchemieunternehmens wie Covestro noch sinnvoller erscheinen lassen, so seine Einschätzung. "Ob das jetzt tatsächlich Covestro wird, steht auf einem anderen Blatt. Aber die vertikale Diversifikation der operativen Geschäftsbereiche macht durchaus Sinn. Speziell mit Blick auf die enormen Veränderungen im Energieträgersektor durch die regenerativen Energien."
Es dürfte spannend werden, welche Schritte Adnoc nun vornimmt. Die Aktien von OMV und Covestro bleiben daher aktuell heiße Eisen. Grundsätzlich sind beide Firmen aber gut aufgestellt, um auch ohne Partner in den kommenden Jahren erfolgreich wirtschaften zu können. Die mittel- bis langfristigen Perspektiven sind für beide gut und die Bewertungen günstig. Beide Aktien bleiben daher attraktiv. Wer bei OMV investiert ist, sollte den Stoppkurs bei 37,00 Euro belassen. Wer die Anteilscheine von Covestro besitzt, sichert die Position mit einem Stopp bei 36,00 Euro ab.