Morgen könnte die US-Notenbank Fed Geschichte schreiben: Nachdem die Leitzinsen seit dem Beginn der Finanzkrise 2008 an der Nulllinie kleben, dürften die Währungshüter nun erstmals wieder die Zinsen erhöhen – wenn auch nur in geringem Maße. Über Jahre stützten sie dadurch die krisengeschüttelten Wirtschaft mit billigem Geld.
Jetzt scheint diese Hilfe nicht mehr nötig. Allerdings haben sich die globalen Finanzmärkte inzwischen an die Nullzinsen gewöhnt. Entsprechend ungewiss sind die Folgen, wenn das "Finanz-Doping" ausbleibt. Es ist ein bisher einmaliges Experiment. Die meisten Experten halten die Zinswende zwar für richtig. Es gibt aber auch Risiken.
Die Weichen scheinen gestellt: Die US-Wirtschaft wächst und die Arbeitslosigkeit ist mit fünf Prozent so niedrig wie seit der Finanzkrise nicht. "Da sich der US-Arbeitsmarkt zuletzt weiter verbessert hat, gibt es keinen Grund, die Zinserhöhung aufzuschieben", sagt Viola Julien, Analystin bei der Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba). Für die meisten Experten ist die Zinserhöhung nicht nur wahrscheinlich, sondern auch richtig. Denn eine zu aggressive lockere Geldpolitik kann gefährliche Nebenwirkungen haben und beispielsweise Unternehmen zu riskanten Geschäften verleiten. Fed-Chefin Janet Yellen wurde schon lange vorgeworfen, zu zögerlich zu sein.
„Ratsam, sich anzuschnallen“
Aber ohne Risiken und Nebenwirkungen ist die Zinswende nicht. Denn niemand weiß, wie Märkte und Wirtschaft reagieren werden, haben sie sich doch über Jahre an Nullzinsen gewöhnt. Es ist eine bislang nie dagewesene Situation, die Zinswende daher ein noch nie durchgeführtes Experiment mit ungewissem Ausgang. "Es ist zweifellos ratsam, sich anzuschnallen", sagt Ulrich Leuchtmann, Analyst bei der Commerzbank.
Entscheidend wird sein, ob die Notenbank den Paradigmenwechsel sanft und ohne schlagartige Turbulenzen hinbekommt. Schwierig könnte das etwa am Anleihemarkt für US-Unternehmen mit eher riskanten Geschäftsmodellen werden. "Bei den hochverzinsten Anleihen von US-Unternehmen sind in den vergangenen Tagen und Wochen starke Abflüsse zu verzeichnen gewesen", sagt Michael Mewes, Anleiheexperte im Asset Management bei JP Morgan.
Zurück in sichere Häfen?
Über Jahre hatten die Niedrigzinsen Investoren auf der Suche nach Rendite in riskante Unternehmensanleihen getrieben. Die Aussicht auf steigende Zinsen treibt sie nun umgekehrt wieder zurück in relativ sichere Häfen. Nun besteht die Gefahr, dass diesen Unternehmen allzu abrupt der Geldhahn zugedreht wird.
Die robuste US-Wirtschaft insgesamt dürfte eine Zinsanhebung allerdings recht gut verkraften. Anders sieht es bei Schwellenländern aus, von denen einige wirtschaftlich angeschlagen sind. Auch sie haben sich an das "Finanz-Doping" gewöhnt. Viele Unternehmen und Haushalte haben sich wegen der niedrigen US-Zinsen in Dollar verschuldet. "In Ländern wie Brasilien, China oder der Türkei kam es gemessen am Bruttoinlandsprodukt seit 2007 zu einer annähernden Verdoppelung der Kredite an Haushalte", sagen Ökonomen vom Kieler Institut für Weltwirtschaft. Auch die Unternehmensverschuldung sei zum Teil stark ausgeweitet worden.
Schwellenländer unter Druck
Die Aussicht auf die Zinswende lässt schon jetzt Geld aus den Schwellenländern abfließen, wodurch deren Währungen zum großen Teil auf Talfahrt gehen. Der südafrikanische Rand erreicht derzeit historische Tiefstände und auch der brasilianische Real ist seit dem Herbst so schwach wie nie zuvor. Besonders beunruhigend: Die schwache heimische Währung macht den Schuldendienst bei Krediten in Dollar noch teurer und erhöht dadurch die Wahrscheinlichkeit von Zahlungsausfällen.
Kein Grund zur Panik
Wie groß die Nebenwirkungen der Zinswende am Ende sind, dürfte sich erst allmählich zeigen. Mit starken Turbulenzen an den Finanzmärkten am Tag der Zinsentscheidung rechnen die meisten Experten nicht, denn die Zinswende ist längst eingepreist. Für Bewegung könnten aber Hinweise der Fed sorgen, wie schnell sie die Zinswende im kommenden Jahr weiter umsetzen wird. Die meisten Experten rechnen mit einem langsamen Dreh an der Zinsschraube. Es seien nur Trippelschritte zu erwarten, schätzt Carsten Roemheld, Analyst bei der Fondgesellschaft Fidelity International. Grund zur Panik gebe es nicht.
Aber manche Experten sehen auch zu viel Gelassenheit. "Es wäre nicht das erste Mal, dass der Markt die Geschwindigkeit der geldpolitischen Straffung unterschätzt", sag Elia Lattuga, Analyst bei der Bank Unicredit. Und die Chefvolkswirtin der französischen Großbank Société Générale, Michala Marcussen, sieht die US-Notenbanker unter Druck, zügig zu handeln. "Inzwischen fühlt sich die Fed immer unwohler mit dem Gedanken, dass sie möglicherweise zu spät die Zügel anzieht."
(Mit Material von dpa-AFX)
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