Der Corona-Aufsteiger Zoom will nach Kritik an seinem Sicherheitskonzept die Einführung von Komplett-Verschlüsselung mit dem Kauf eines Start-ups beschleunigen. Der Videokonferenz-Dienst übernimmt die Firma Keybase wegen ihres Krypto-Know-Hows. In naher Zukunft sollen zahlende Zoom-Kunden die Möglichkeit bekommen, ihre Videokonferenzen mit sogenannter Ende-zu-Ende-Verschlüsselung zu schützen, wie Firmenchef Eric Yuan am Donnerstag ankündigte.
Bei dem Verfahren haben grundsätzlich nur die Gesprächsteilnehmer Zugriff auf die unverschlüsselten Daten – aber nicht der Plattform-Betreiber. Aktuell sind die Videokonferenzen zwar auch verschlüsselt, aber bei Zoom auf den Servern liegen auch die Schlüssel, zum Beispiel, um die Einwahl per Telefonanruf zu ermöglichen.
Entsprechend wird es bei Videokonferenzen mit Ende-zu-Ende-Schutz Einschränkungen geben, wie Zoom betonte. So werde man nicht per Telefonanruf teilnehmen können. Zoom war eigentlich für den Einsatz in Unternehmen gedacht, in der Corona-Krise explodierte aber die Nutzung durch Privatleute sowie für Sportkurse, Gottesdienste oder Bildung. Dabei wurden auch einige Sicherheitsmängel deutlich und Experten kritisierten, dass Zoom keine Komplett-Verschlüsselung anbietet.
Vor Kurzem sorgte Zoom außerdem für Aufsehen, weil man eine falsche Zahl veröffentlicht hatte. Nachdem Zoom selbst zunächst von 300 Millionen aktiven Nutzern gesprochen hatte, war zuletzt im eigenen Blog plötzlich von 300 Millionen Teilnehmern die Rede. Gegenüber The Verge gibt Zoom ein „Versehen“ zu. Ob Nutzer oder Teilnehmer ist allerdings ein eklatanter Unterschied. Während ein aktiver Nutzer einmal pro Tag gezählt wird, wird ein Teilnehmer mehrfach gezählt.
Die jüngsten News, dass möglicherweise bald die Sicherheitslücke geschlossen wird, hat die Aktie allerdings beflügelt. Dennoch wird der Kampf um Marktanteile mit den großen Wettbewerbern Microsoft (Teams) und Google (Hangouts Meet) schwer. DER AKTIONÄR ist weiterhin nicht von der Aktie überzeugt. Das Rückschlagspotenzial ist zudem enorm.
(Mit Material von dpa-AFX)