Am Mittwochmorgen (7. August) wird Commerzbank-Chef Martin Zielke die Q2-Bilanz seines Instituts präsentieren. Die Erwartungen der Analysten sind dabei nicht besonders hoch und die Anleger suchen sicherheitshalber schon im Vorfeld das Weite. Was ist los bei der Commerzbank?
Seit der geplatzten Fusion mit der Deutschen Bank und dem anschließenden Abwinken der niederländischen ING und der italienischen Unicredit kochen die Übernahmegerüchte um die Commerzbank nur noch auf Sparflamme. Für die Mitarbeiter ist das vielleicht eine gute Nachricht, nicht aber für Commerzbank-Chef Martin Zielke.
Der Manager bekommt weiter heftig Gegenwind von der Zinsseite. Die Aussicht auf weiterhin niedrige oder gar sinkende Zinsen in der Eurozone dürften ihm in den vergangenen Wochen mindestens so geärgert haben wie die IT-Pannen im eigenen Haus. Schließlich sucht die Bank dringend nach Antworten auf schwache Erträge, Wettbewerbsdruck und Zinstief.
Zu der Zinsflaute kommt jetzt auch noch eine Abkühlung der Konjunktur, die sich bei der Commerzbank schnell in steigenden Kosten für die Risikovorsorge niederschlagen kann. Experten gehen davon aus, dass die Vorsorge für faule Kredite im zweiten Quartal anzieht und auf das Ergebnis drücken wird.
Spürbare Rückgänge erwartet
Ohnehin sind die Erwartungen an die Q2-Zahlen gering. So gehen die Analysten beim operativen Ergebnis im Schnitt von einem Rückgang um 15 Prozent auf 331 Millionen Euro aus. Der Überschuss dürfte der Durchschnittsschätzung zufolge um ein Fünftel auf 217 Millionen Euro sinken.
Trotz eines Gewinneinbruchs im ersten Quartal hält der Vorstand bislang an der Prognose für das Gesamtjahr fest, wonach der Gewinn 2019 etwas höher ausfallen soll als die 865 Millionen aus dem Vorjahr. Einige Experten bezweifeln jedoch inzwischen, dass dies angesichts der vielen Herausforderungen gelingen kann – und fürchten eine Prognose-Anpassung.
Strategie-Update erst im Herbst
Um dieser Entwicklung entgegenzuwirken wird Zielke im Herbst ein Strategie-Update präsentieren und erklären, wie er das Institut nach 2020 weiterentwickeln will. Zwar sieht er das Geldhaus mit der Fokussierung auf Privatkunden sowie Firmenkunden und Mittelstand grundsätzlich gut aufgestellt.
Allerdings sind die Möglichkeiten zu Wachstum ohne Übernahmen und Fusionen begrenzt. In der Branche herrscht ein harter Preiskampf. Zudem ist die von Finanzinstituten herbeigesehnte Wende zu höheren Zinsen in die Ferne gerückt.
Chartbild trübt sich immer weiter ein
Die Aussicht auf schwache Zahlen und wenig Hoffnung auf kurzfristige Besserung lastet seit Wochen auf der Commerzbank-Aktie. Der schwache Gesamtmarkt kommt am Montag erschwerend hinzu. Nach dem Rückfall unter die 6-Euro-Marke am Freitag geht es am Montagnachmittag um weitere 2,5 Prozent bergab. Der Kurs nähert sich damit immer weiter dem 52-Wochen-Tief von Ende Dezember bei 5,50 Euro an. Darunter wartet nur noch das Allzeittief aus dem Jahr 2016 bei 5,16 Euro.
Angesichts des schwachen Chartbilds und der operativen Herausforderungen rät DER AKTIONÄR weiterhin vom Kauf der Commerzbank-Aktie ab.
Mit Material von dpa-AFX.