Mario Draghi ist EZB-Präsident auf Abruf. Im Herbst wird ihn Christine Lagard ablösen. Doch Draghi könnte auf der nächsten EZB-Sitzung am 12. September noch weitreichende Entscheidungen treffen. Er könnte die Einlagezinsen für Banken bei der Zentralbank weiter absenken. Je nach Ausgestaltung sind das keine guten Nachrichten für Deutsche Bank und Commerzbank.
Negativzinsen auch für Sparer?
Die Folge der Minuszinsen für Banken ist, dass immer mehr Institute darüber nachdenken, die Belastung an ihre Kunden weiterzugeben. Marija Kolak, Präsidentin des Bundesverbandes der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken, sagt gegenüber dem Handelsblatt: „Das eigentliche Ziel der EZB, die Inflationsrate im Euro-Raum in die Nähe von zwei Prozent zu bringen, wird sie mit weiteren Zinssenkungen oder Anleihekäufen kaum erreichen können. Und gleichzeitig erhöht sich die Gefahr von Minuszinsen für Privatkunden.“
Milliardenkosten durch Minuszinsen
Im Jahr 2018 betrugen die Kosten durch Negativzinsen für Banken in der Eurozone 7,50 Milliarden Euro. Der Bundesverband deutscher Banken befürchtet, dass die Belastung noch einmal um fast 1,50 Milliarden Euro steigt, wenn die EZB die Zinsen weiter senkt. Den größten Brocken an den Negativzinsen tragen die deutschen Banken. Aktuell liegt die Belastung bei 2,30 Milliarden Euro. Nach Schätzungen würden bei einer Zinssenkung weitere 600 Millionen Euro dazukommen.
Für die Deutsche Bank und die Commerzbank ist die erwartete Zinssenkung der EZB eine weitere Belastung. Schon jetzt ächzen die Banken unter den Negativzinsen. Denkbar wäre, dass die Notenbank eine Staffelung der Negativzinsen für Banken einführt. Dann würde erst beim Überschreiten eines gewissen Betrages eine Zahlung fällig. Ausgemacht ist es aber nicht, dass die EZB das einführt.
Die Deutsche Bank und die Commerzbank befinden sich beide gerade im Umbau. Eine Erhöhung der Negativzinsen würde zu weiteren Belastungen führen. DER AKTIONÄR hat beide Aktien auf der Watchlist.