Die europäische Bankenaufsicht EBA mahnt Geldhäuser trotz gestärkter Krisenpuffer weiterhin zur Zurückhaltung bei der Ausschüttung von Gewinnen. "Obwohl die aufsichtlichen Empfehlungen zur Kapitalausschüttung ausgelaufen sind, sollten Banken keine allzu großzügige Dividenden- und Aktienrückkaufpolitik verfolgen", mahnte die European Banking Authority (EBA) am Freitag. Nach Ansicht der Aufseher sollte sich die Branche für den Fall vorbereiten, dass sich die Wirtschaftsaussichten verschlechtern oder der Inflationsdruck zu steigenden Zinsen führt.
Angesichts des angespannten wirtschaftlichen Umfelds in Folge der Corona-Pandemie hatte Bankenaufseher die Geldhäuser aufgefordert, vorübergehend keine Dividenden auszuschütten und auf Aktienrückkäufe zu verzichten. Viele Banken haben die Krise aber besser überstanden als erwartet und verbuchten zuletzt steigende Gewinne.
Die Kapital- und Liquiditätslage der Institute habe sich weiter verbessert, bilanzierte die EBA anhand einer Risikobewertung von 120 Banken aus 25 europäischen Staaten. Die durchschnittliche harte Kernkapitalquote unter Berücksichtigung aller Auflagen ("CET1 fully loaded") sei aufgrund guter Geschäftsergebnisse zum Ende des zweiten Quartals 2021 auf 15,5 (Vorjahreszeitraum: 14,7) Prozent gestiegen. Kernkapital gilt als Puffer für Krisenzeiten.
Die EBA warnte zugleich vor steigenden Kreditrisiken. Zwar sei die Quote von Krediten, die nicht mehr bedient werden ("Non-performing loans"/NPL) im laufenden Jahr weiter auf 2,3 Prozent gesunken. In Sektoren, die besonders von der Pandemie betroffen sind, sei die NPL-Quote jedoch im Aufwärtstrend. Die Aufseher warnten zudem: "Der sich beschleunigende Anstieg der Immobilienpreise und die jüngste Konzentration der Banken auf Hypothekenkredite kann in Zukunft zu einer Quelle der Anfälligkeit werden."
Die Mahnung der EBA dürfte eher weniger auf die beiden deutschen Großbanken abgezielt haben, die beide keine üppigen Dividenden ausschütten. Wie Anleger aktuell bei der Deutschen Bank handeln sollten, erfahren Sie hier. Mehr zur Commerzbank lesen Sie hier.
Mit Material von dpa-AFX