Angebliche Pläne für eine Übernahme der Commerzbank durch den italienischen Rivalen Unicredit liegen laut Medienberichten bereits seit Wochen auf Eis (DER AKTIONÄR berichtete). Die Nachrichtenagentur Reuters will nun Hintergründe erfahren haben. Demnach habe die Commerzbank die Ambitionen der Italiener ausgebremst.
So kurz nach dem Scheitern der Fusionsgespräche mit der Deutschen Bank wolle die Commerzbank nicht schon wieder Verhandlungen führen, erklärten vier namentlich nicht genannte Quellen gegenüber der Nachrichtenagentur. Daher habe man um eine Atempause und Bedenkzeit über das weitere Vorgehen gebeten.
UniCredit habe dagegen bereits recht konkrete Pläne für einen Zusammenschluss gehabt. Demnach wollten die Italiener ihrer Deutschland-Tochter HVB und einige weitere mitteleuropäische Geschäftsbereiche wie Bank Austria mit der Commerzbank verschmelzen. Dieser Verbund sollte weitgehend unabhängig vom Italien-Geschäft der Unicredit operieren und an der Frankfurter Börse gelistet werden, so eine der Quellen gegenüber Reuters.
Hintergrund für das angebliche Interesse an der Commerzbank: Unicredit will unabhängiger vom kriselnden Heimatmarkt werden – eines der Kernziele in der Strategie von Vorstandschef Jean-Pierre Mustier. Letzten Monat hat er zudem angekündigt, das Portfolio an italienischen Staatsanleihen im Volumen von zuletzt 54 Milliarden Euro reduzieren zu wollen.
Wie geht es weiter?
Wie es nun weitergeht, sei offen. Mustier suche nach Wegen, die Commerzbank an den Verhandlungstisch zu bringen, so einer der Informanten. Kurzfristig sei jedoch nicht mit einem erneuten Vorstoß oder einem Gebot zu rechnen. Offiziell äußern wollten sich Commerzbank und Unicredit nicht. Beide Banken arbeiten derzeit an Strategie-Updates, die zum Jahresende vorgestellt werden sollen.
Trading-Wette ausgestoppt – Watchlist!
Die Fusions- und Übernahmespekulationen hatten der Commerzbank-Aktie einen starken Jahresauftakt beschert. Seit Ende April hat sie einen Großteil der Gewinne jedoch wieder abgeben. Geschwächt von der Aussicht auf anhaltend niedrige Zinsen war sie dabei in der Vorwoche unter den Stoppkurs des AKTIONÄR bei 6,00 Euro gefallen und steht seitdem nur noch auf der Beobachtungsliste.