Die Angst vor dem Coronavirus hat die Märkte auch am Donnerstag noch fest in der Hand. Für die Aktie der Commerzbank geht es im Einklang mit dem schwachen MDAX um weitere drei Prozent abwärts. Die eigenen Kursverluste sind für die Großbank aber offenbar nicht die einzige Konsequenz der neuartigen Lungenkrankheit.
Das Coronavirus könnte zudem auch den geplanten Verkauf der polnischen Tochter mBank verzögern. Die Commerzbank erwäge, den Verkaufsprozess ihres rund 70-prozentigen mBank-Anteils auszusetzen, meldet die Nachrichtenagentur Bloomberg und beruft sich dabei auf einen Bericht der Tageszeitung Rzeczpospolita.
Hintergrund sei die maue Kursperformance der mBank-Aktie, die sich im schwachen Gesamtmarkt der vergangenen Tage weiter verschlechtert hat. Mit einem Minus von rund 15 Prozent hat sie sich seit Jahresbeginn sogar noch etwas schwächer entwickelt als der polnische Leitindex WIG20 mit minus zwölf Prozent. Das trübt die Aussichten auf einen attraktiven Erlös beim Verkauf der Beteiligung.
Verkauf nicht um jeden Preis
Ein Commerzbank-Sprecher sagte, dass der Verkaufsprozess noch läuft und bekräftigte frühere Aussagen, wonach die mBank-Beteiligung nur zum richtigen Preis verkauft werden soll. „Wir werden ein so attraktives Asset nur dann verkaufen, wenn Preis und Transaktionsstruktur stimmen“, so auch Finanzchefin Bettina Orlopp im AKTIONÄR-Interview in Ausgabe 09/2020.
Die Erlöse aus dem Beteiligungsverkauf sind beim laufenden Konzernumbau der Commerzbank eigentlich fest eingeplant. Die Großbank hofft laut früherer Berichte auf einen Verkaufspreis von mindestens zwei Milliarden Euro. Bringt die mBank-Beteiligung deutlich weniger Geld ein oder scheitert der Verkauf gar, könnte das letztlich sogar Konsequenzen für die strategische Neuausrichtung der Bank haben.
Der mBank-Verkauf gestaltet sich bislang ohnehin schwierig. Nach Bloomberg-Informationen haben bislang nur zwei potenzielle Käufer Interesse gezeigt und unverbindliche Gebote abgegeben: die polnische Bank Pekao und der US-Investor Apollo Global Management. Der unklare Umgang mit einem milliardenschweren Kreditportfolio in Schweizer Franken gilt als größter Bremsklotz für die Verkaufsbestrebungen. Ausländische Interessenten verschreckt außerdem die zunehmende Einmischung des Staates in den polnischen Finanzsektor.
Aktie ausgestoppt
Auch die Commerzbank-Aktie selbst verzeichnet am Donnerstag im schwachen Gesamtmarkt erneut empfindliche Verluste. Ein Großteil der zwischenzeitlichen Gewinne seit Mitte Januar wurde in den letzten Tagen zunichtegemacht. Am Mittwoch wurde dabei auch der Stoppkurs bei 5,70 Euro unterschritten und die AKTIONÄR-Empfehlung ausgestoppt.