Die Commerzbank hat gestern überraschend gute Q3-Zahlen vorgelegt, der Kurs stieg im Tagesverlauf um fast sieben Prozent. Am Ende schloss die Aktie 1,5 Prozent höher, viele Anleger dürften Kasse gemacht haben. CEO Manfred Knof hat mit dem Zahlenwerk indes bewiesen, dass er der richtige Mann für den Knochenjob bei dem Geldhaus ist. Für die Aktie haben sich die Perspektiven aufgehellt.
Die wichtigste Nachricht für Aktionäre der Commerzbank war definitiv die Prognoseerhöhung. „Die Umsetzung unserer Strategie geht planmäßig voran und auch das operative Geschäft entwickelt sich gut“, sagte Konzernchef Manfred Knof dazu am Donnerstag. „Für das Gesamtjahr rechnen wir trotz der Umbaukosten daher mit einem positiven Konzernergebnis.“ Bisher wurden schwarze Zahlen nur beim operativen Ergebnis in Aussicht gestellt.
Wenige Kredite im Feuer
Überraschend gut lief es auch bei den Rückstellungen für ausfallgefährdete Kredite: Statt der erwarteten 86 Millionen Euro wurden im dritten Quartal nur noch 22 Millionen Euro extra gebucht. Auf Sicht der ersten neun Monate des laufenden Jahres summierte sich die Risikovorsorge nur auf 257 Millionen Euro. Bisher wurden bis zu eine Milliarde für 2021 veranschlagt – nun sollen es weniger als 700 Millionen Euro sein. Bleibt die Commerzbank ebenfalls deutlich unter diesem Wert, könnte der Jahresgewinn überraschend hoch ausfallen.
Wichtig für die weitere Entwicklung sind auch die positiven Vorzeichen bei Erträgen und Kosten. Auf Neun-Monats-Sicht legten die Erträge um 3,3 Prozent auf 6,40 Milliarden Euro zu, die Kosten sanken um zwei Prozent auf 5,10 Milliarden Euro. Für einen Konzern wie die Commerzbank, der jahrelang die Umbauziele verfehlte und dies oft mit Sondereffekten zu begründen versuchte, ist das eine gute Leistung.
Vorerst keine Dividende
Mit einer harten Kernkapitalquote von 13,5 Prozent liegt das Finanzinstitut ebenfalls über den Konsenserwartungen. Die Belastungen des Umbaus sind so gut wie verbucht und auf die Eigenkapitalausstattung dürften sie keine großen Effekte mehr haben. Somit rückt das Thema Dividenden wieder in den Fokus. Das Management hält sich hier aber weiter zurück und will die Entwicklung im Jahr 2022 abwarten.
Die Commerzbank-Aktien haben durch den Quartalsbericht klar positive Impulse bekommen – und das könnte anhalten, sofern nun auch Analysten ihre Einschätzungen anheben. In jedem Fall bleibt die Aktie ein Turnaround-Kandidat für die Jahresendrallye. Die Vorzeichen für einen weiteren Aufschwung 2022 stehen nicht schlecht. Mutige kaufen nun ein paar Anteile als spekulative Depotbeimischung. Wer auf eine baldige Wiederaufnahme von Dividendenzahlungen gehofft hatte, wird jedoch enttäuscht.
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