Auf den ersten Blick waren die Quartalszahlen der Commerzbank vor rund einer Woche enttäuschend. Denn der Verlust fiel höher aus als gedacht und die Prognose für das Gesamtjahr bleibt vage. Viele Anleger fragen sich, ob der neue CEO Manfred Knof doch nicht die erhoffte Wende bringen kann. Allerdings gibt es auch mehrere positive Aspekte des Zahlenwerks, die Anleger kennen sollten.
Mit einem Fehlbetrag von 527 Millionen Euro schloss die Commerzbank das abgelaufene Quartal ab und verfehlte damit die Analystenerwartungen. Mehrere Sondereffekte wie zusätzliche Rückstellungen oder Abschreibungen auf ein IT-Projekt zur Wertpapierabwicklung beeinflussten den Gewinn negativ. Die Aktie wurde abverkauft und Anlegern fragen sich nun wohl zu recht, ob nicht die Reißleine gezogen werden sollte.
Knof ist entschlossen
Allerdings handelte es sich eben um Einmaleffekte. Zudem ist Manfred Knof der richtige Mann für die Umsetzung der Strategie. Nach Zahlen sagte er: „Ich werde sicherstellen, dass alle Hürden schnellstmöglich aus dem Weg geräumt werden. Wir treiben alle strategischen Initiativen entschlossen voran und sind bereit, auch unbequeme Entscheidungen zu treffen.“ Knof will bis Ende 2024 weltweit 10.000 Vollzeitstellen streichen und eine Eigenkapitalrendite von sieben Prozent erreichen.
Überschusskapital wächst
Positiv am Zahlenwerk stimmt auch die Prognose: So erwartet das Management im laufenden Jahr weniger als eine Milliarde Euro für ausfallgefährdete Kredite zurückstellen zu müssen. 2020 betrug die Risikovorsorge noch 1,70 Milliarden Euro. In Q2 wurden dieser Rücklage mit 87 Millionen Euro 80 Prozent weniger zugeführt. Die harte Kernkapitalquote liegt mit 13,4 Prozent zudem 400 Basispunkte über der regulatorischen Mindestanforderung und lässt reichlich Potenzial für den Umbau.
Umbau fast verdaut
Das dürfte allerdings nicht notwendig sein, sofern die weitere Umsetzung des Sparkurses geordnet verläuft. Kommt es zu keinen weiteren Sonderabschreibungen, dann hat der Konzern von den selbst angepeilten zwei Milliarden Umbaukosten in den nächsten Quartalen nur noch 170 Millionen Euro zu schultern. Bleibt die Risikovorsorge in etwa auf dem aktuellen Niveau, dürften die Überschüsse somit höher ausfallen.
Kaufsignal voraus
Charttechnisch bleibt es ebenfalls spannend bei der Aktie: Den Abverkauf nach Zahlen am 4. August hat die Notierung wieder wettgemacht. Der seit Juni gültige Abwärtstrend bleibt überwunden und die Aktie könnte nun Luft holen, um die 200-Tage-Linie bei 5,52 Euro nachhaltig zu überwinden. Trader können sich dementsprechend auf der Seite der Bullen positionieren.
Die Titel der Commerzbank bleiben ein heißes Eisen. Gelingt der Turnaround durch den harten Sparkurs von CEO Manfred Knof, dann winken satte Kursgewinne. Nicht vom Tisch ist immer noch eine Übernahme nach dem Abklingen der Pandemie. Denn die Neuordnung des europäischen Bankenmarktes ist in vollem Gange. Investierte beachten den Stopp bei 4,80 Euro. Wer einsteigen möchte, wartet auf das Chartsignal.
Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren: Commerzbank.
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