Die Vorstände von Deutscher Bank und Commerzbank beraten derzeit über eine mögliche Fusion der beiden Institute – bereits in der kommenden Woche könnten dazu eine Vorentscheidung fallen, hieß es gestern. Inzwischen gibt es allerdings Medienberichte über einen weiteren Interessenten für die Commerzbank.
Wie die Financial Times (FT) unter Berufung auf Insider berichtet, erwägt die italienische Unicredit ein milliardenschweres Übernahmeangebot für die Commerzbank. Dabei könnte Unicredit einen beträchtlichen Anteil der Commerzbank-Anteile übernehmen und diese anschließend mit ihrer Deutschland-Tochter HypoVereinsbank verschmelzen. Sitz der gemeinsamen Gesellschaft wäre anschließend in Deutschland, zudem solle ein Teil der Commerzbank-Aktien in Frankfurt notiert bleiben. Unicredit selbst bleibe derweil mit Hauptsitz und Börsennotierung in Mailand.
Die Kombination mache Sinn für Deutschland, denn sie könnte als nationaler Champion präsentiert werden, heißt es laut dem Bericht aus Unicredit-Kreisen in Anspielung auf Aussagen von Bundesfinanzminister Olaf Scholz. Dieser hat sich mehrfach mehr oder weniger direkt für einen Zusammenschluss von Deutscher Bank und Commerzbank ausgesprochen.
Zwar gelten die Italiener seit Jahren als potenzielle Interessenten und sollen bereits mehrfach wegen eines Deals mit der Commerzbank vorgefühlt haben. Dass Unicredit die laufenden Fusionsverhandlungen mit der Deutschen Bank platzen lassen will, gilt jedoch als unwahrscheinlich. Vielmehr gehe es darum, die nächsten Schritte vorzubereiten und in die Bresche zu springen, falls die Sondierungsgespräche scheitern.
CoBa macht Tempo, Deutsche Bank bremst
Das scheint derzeit gar nicht unwahrscheinlich, denn bei den ohnehin umstrittenen Gesprächen zeichnet sich der nächste Zwist ab: Insidern zufolge seien die beiden Großbanken uneins über das Tempo der Fusionsgespräche, meldet die Süddeutsche Zeitung (SZ). Die Commerzbank würde demnach am liebsten schnellstmöglich eine Entscheidung fällen, während sich die Deutsche Bank mehr Zeit lassen will.
Am gestrigen Mittwoch hieß es, dass es bereits im Zuge der regulären Vorstandssitzung der Commerzbank am kommenden Dienstag (9. April) eine Vorentscheidung geben könnte. Laut dem SZ-Bericht könnte diese womöglich auch schon am Wochenende fallen.
Rückenwind für Comeback-Wette
Zwar wollte die Unicredit die Meldung gegenüber der FT nicht bestätigen.Trotzdem sorgt sie am Morgen für Fantasie. Die Aktie der Commerzbank kann im vorbörslichen Handel bei Tradegate über drei Prozent zulegen – die Trading-Position des AKTIONÄR auf ein charttechnisches Comeback profitiert davon. Die Papiere von Unicredit und Deutscher Bank notieren dagegen kaum verändert und stehen aktuell nicht auf der Empfehlungsliste.