Die Einigung der Europäischen Union auf einen Wirtschaftsfonds, der besonders betroffene Länder bei der konjunkturellen Erholung unterstützen soll, verleiht der Commerzbank-Aktie heute Auftrieb. Bei der Bank selbst stehen Anfang August Zahlen an. Bis dahin könnte noch einiges passieren.
Denn bevor am 5. August die Quartalszahlen präsentiert werden, wird Aufsichtsratschef Stefan Schmittmann zwei Tage vorher sein Amt niederlegen. Bisher zeichnet sich nicht ab, wer sein Nachfolger werden könnte. Es wird immer unwahrscheinlicher, dass jemand, der bereits im Kontrollgremium sitzt, diese Aufgabe übernimmt. Externe Bewerber sind aber auch noch nicht bekannt.
Erst nachdem diese Personalie geklärt ist, soll es dem Vernehmen nach um die Neubesetzung des Vorstandspostens gehen. CEO Martin Zielke wird spätestens zum Jahresende gehen, nachdem er seinen Rücktritt angeboten hatte. Ein Sanierungsprogramm kann erst ein neuer CEO angehen, auch wenn Zielke bereits einen wuchtigen Vorschlag ausgearbeitet hat.
Was die Schätzungen für die Zahlen zum zweiten Quartal angeht, herrscht ebenfalls noch große Unklarheit, da sich nur wenige Analysten aus der Deckung wagen. Die allgemeine Unsicherheit ist aufgrund der Corona-Pandemie immer noch hoch. Da die Commerzbank aber keinen Eigenhandel betreibt, können hohe Handelsgewinne wie bei den US-Häusern das restliche Geschäft nicht auffangen.
Allerdings haben die starken fiskalischen Maßnahmen des Staates wie Kurzarbeitergeld und Kapital für Unternehmen bisher eine Pleitewelle verhindert. Die Rückstellungen für mögliche Kreditausfälle bei der Commerzbank dürften trotzdem weiter ansteigen. Die von der Commerzbank selbst befragten Experten rechnen für die Bank im laufenden Jahr durchschnittlich mit einer Risikovorsorge von 1,52 Milliarden Euro und damit mit so viel wie seit der Finanzkrise nicht mehr. Unter dem Strich könnte 2020 ein Verlust von 422 Millionen Euro stehen.
Sofern es keine großen Überraschungen gibt, stehen bei der Commerzbank weniger die kommenden Zahlen, sondern die Führungsfrage und die strategische Ausrichtung im Mittelpunkt. Anleger sollten deshalb weiter an der Aktie festhalten und den Stopp bei 3,80 Euro beachten. Der heute erfolgte Ausbruch über die 200-Tage-Linie bei 4,63 Euro sollte genau beobachtet werden. In den vergangenen Tagen gelang es nicht, die Marke nachhaltig zu überwinden.
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