Die Commerzbank ist auf der Suche nach einem Chef fündig geworden. Manfred Knof übernimmt zum 1. Januar 2021 die Nachfolge des scheidenden Martin Zielke, wie der Frankfurter MDax -Konzern am Wochenende nach einer Aufsichtsratssitzung mitteilte. Was kann das für das Institut bedeuten und wie muss man die Chancen bei der Commerzbank-Aktie jetzt beurteilen?
Knof gilt in der Branche als harter Sanierer. Die Commerzbank dürfte also eine deutliche Zäsur durchlaufen, so Experten. Es sei möglich, dass er das Filialnetz des MDax-Konzerns von aktuell 1.000 Geschäftsstellen bis auf 200 reduzieren wolle. Personelle Einschnitte hatte das Geldhaus ohnehin eingeplant, doch die Vorgaben von Knof könnten damit drastischer ausfallen, als von vielen Mitarbeitern befürchtet.
Für die Großaktionäre wäre also Knof der richtige Mann, diese fordern in regelmäßigen Abständen eine Neuausrichtung der Commerzbank und drastische Kürzungen beim Personalstand. Anker-Aktionär Cerberus hatte abermals mit einem Brandbrief im Juni diesen Jahres eine Neubesetzung der Bank-Führungsriege gefordert, um die „anhaltende Erfolglosigkeit der Commerzbank zu überwinden“.
Manfred Knof leitet seit August 2019 das Privatkundengeschäft der Deutschen Bank. „Meine Aufgabe ist es, eines der größten Transformationsprogramme in der Geschichte der Deutschen Bank umzusetzen“, hatte er im Frühjahr 2020 in einem Interview bekundet. Der Jurist war zuvor auch als Deutschlandchef bei der Allianz tätig, davor arbeitete er für das Beratungshaus Kienbaum.
Commerzbank-Aufsichtsrat Hans-Jörg Vetter lobte Knof mit Blick auf die anstehenden Aufgaben dessen fachlichen und menschlichen Führungsqualitäten. Der Kandidat Knof sagte: „Ich habe großen Respekt vor dieser neuen Aufgabe.“ Die Commerzbank habe eine „einzigartige Kultur, auf die ich mich besonders freue“.
Die Aussicht, dass ein knallharter Sanierer bei der zweitgrößten Bank das Ruder übernimmt ist positiv für das Commerzbank-Papier. Seine Dynamik und sein stringenter Wille Kosten zu sparen, dürfte der Aktie mittelfristig gut tun und die institutionellen Investoren beruhigen. Trader können das verbesserte Stimmungsbild zu kurzfristigem Positionsaufbau nutzen. Längerfristig orientierte Anleger beobachten zunächst die ersten Maßnahmen des Umbaus und warten vor dem Wiedereinstieg ab.
Hinweis auf Interessenkonflikte: