Value-Investing ist in den letzten Jahren etwas aus der Mode gekommen. Auch der Altmeister Warren Buffett schaffte es nicht mehr regelmäßig Überrenditen zu erzielen. Nach starken Marktphasen wie derzeit ist es zudem schwierig unterbewertete Aktien zu finden. Mancher Anleger könnte bei einem Blick auf europäische Bank-Titel schwach werden, aber die fundamentale Bewertung täuscht über die wahre Situation hinweg. Dennoch ist beispielsweise die Commerzbank-Aktie einen Blick wert. Allerdings aus anderen Gründen.
Eine häufig herangezogene Kennzahl beim Value-Investing ist das Kurs-Buchwert-Verhältnis (KBV). Der Marktwert des Eigenkapitals, also der Börsenwert oft in Form des Aktienkurses, wird in das Verhältnis zum Buchwert als Eigenkapital je Aktie gesetzt. Dabei gilt ein Wert unter 1 als günstig, da das börsengehandelte Eigenkapital dann weniger kostet als der Wert in der Bilanz.
Vorsicht bei Bank-Aktien
Mit Bankaktien ist es allerdings so eine Sache, hier hat das Kurs-Buchwert-Verhältnis seine Tücken. In den meisten Fällen ist es eher ungeeignet eine Unterbewertung anzuzeigen. Denn seit der Finanzkrise 2008 und der danach einsetzenden Nullzinsphase in der Eurozone ist die Gesamtbranche dauerhaft unter Profitabilitätsdruck. Die Erträge schwinden und in einigen Ländern waren vor der Corona-Pandemie die Bilanzen der Banken noch immer mit notleidenden Krediten belastet. Ein KBV von weniger als 1 deutet in diesem Zusammenhang somit nicht auf eine Unterbewertung hin, sondern auf die oben genannten Probleme.
Seit Jahren unter 1
So erreichte der Euro Stoxx Banks in den letzten zehn Jahren nie mehr nachhaltig ein Kurs-Buchwert-Verhältnis von 1. Aktuell liegt der Durchschnitt der Erwartungen für 2020 bei 0,42. Seit 2010 zeigte sich auch, dass die Werte für deutsche Großbanken meist noch darunterliegen. Die Commerzbank kommt auf ein erwartetes KBV für das laufende Jahr von nur 0,20. Allerdings spielen hier Sorgen um die Bilanz wegen fauler Kredite aktuell keine Rolle.
Die Kennzahl ist seit Jahren sehr niedrig und vielmehr Ausdruck der geringeren Profitabilität und Ertragschancen der Bank. Gerade das könnte sich aber ändern, wenn die Spitzenpositionen neu besetzt sind. Pläne für eine Strategie liegen bereits in der Schublade.
Anleger bleiben dabei und setzen den Stopp bei 3,80 Euro. Nach wiederholten Versuchen die 200-Tage-Linie zu knacken, könnte heute ein erneuter Versuch erfolgen.
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