Im ersten Anlauf zur Komplettübernahme der Online-Tochter Comdirect ist die Commerzbank im letzten Jahr gescheitert. Um das Projekt zu retten, hat CEO Martin Zielke dem zweitgrößten Anteilseigner Petrus Advisers seine Anteile abgekauft – musste dafür allerdings tief in die Tasche greifen.
Wie aus einer Mitteilung im Bundesanzeiger hervorgeht, bezahlt die Commerzbank für den knapp achtprozentigen Comdirect-Anteil rund 170,8 Millionen Euro an Petrus Advisers. Das entspricht einem Preis von 15,15 Euro je Aktie plus der Übernahme von Kosten.
Zum Vergleich: Das öffentliche Übernahmeangebot der Commerzbank hatte im letzten Jahr bei 11,44 Euro pro Comdirect-Aktie gelegen. Da die Papiere der Online-Bank zeitweise jedoch für knapp 14 Euro gehandelt wurden, verkauften die Anleger – wenn überhaupt – lieber an der Börse.
Diesen Umstand hat auch Petrus Advisers genutzt und seine Comdirect-Beteiligung parallel zur Übernahmeofferte kräftig aufgestockt. Der Commerzbank wurden dagegen nur 0,33 Prozent der verbliebenen Aktien angedient (DER AKTIONÄR berichtete). Das angestrebte 90-Prozent-Ziel, das einen Squeeze-out der verbliebenen Minderheitsaktionäre erlaubt hätte, wurde damit zunächst klar verfehlt.
Im zweiten Versuch erfolgreich
Um die geplante Übernahme der Tochter noch zu retten, hat die Commerzbank Petrus Advisers Anfang Januar einen Großteil seiner Anteile abgekauft. „Über den Kaufpreis wurde Stillschweigen vereinbart“, heißt es damals knapp. Nun ist klar, dass die CoBa einen 32-prozentigen Aufschlag auf ihr ursprüngliches Angebot an den zweitgrößten Aktionär zahlen musste.
Die Commerzbank rechtfertigte den vergleichsweise hohen Kaufpreis: „Wir haben uns nach Abwägung aller Optionen dafür entschieden, unseren Anteil an der Comdirect auf einen Schlag auf über 90 Prozent aufzustocken, um einen verschmelzungsrechtlichen Squeeze-out vornehmen zu können“, sagte ein Sprecher. Dadurch steige die Handlungssicherheit für eine zeitnahe Integration der Comdirect in die Commerzbank. Dies sei dem Frankfurter Institut diese Investition wert.
Für Jubelstimmung sorgt der saftige Aufschlag am Freitagnachmittag bei den verbliebenen Comdirect-Aktionären: Sie können nun in Zuge des Squeeze-out auf eine höhere Barabfindung hoffen. Für die Comdirect-Aktie ging es daraufhin um bis zu fünf Prozent aufwärts.
Auch die Commerzbank-Aktie kann trotz der höheren Kosten für die Übernahme rund 1,5 Prozent zulegen, steht derzeit allerdings nur auf der Beobachtungliste des AKTIONÄR.
Mit Material von dpa-AFX.