Die Volksrepublik China hat den Wandel von der globalen Werkbank hin zu einer der wichtisgten Volkswirtschaften geschafft. In großen Schritten wurden der Dienstleistungssektor und die gesamte Binnenwirtschaft aufgebaut. Diese Entwicklungen haben sowohl eine kleine Oberschicht als auch eine breite schnell wachsende Mittelschicht geschaffen.
Der neu erlangte Reichtum wurde in viele Konsumgüter und neue Technologien gesteckt. Auf der Suche nach neuen Technologien, die die Wirtschaftskraft und das Vermögen Chinas sichern können, fiel der Blick schnell auf die Kryptowährungen und der dahinterstehenden Blockchain Technologie.
Diese Interessenslage hätte nicht unterschiedlicher sein können. Während viele chinesische Privatleute auf der einen Seite ihren Spieltrieb entdeckten und im großen Stil in den Kryptowährungen spekulierten, nutzten andere diesen Trend, um ihre neu geschaffenen Vermögen in sichere Häfen zu transportieren. Kryptowährungen können anonym gehandelt werden und derzeit ist kaum jemand in der Lage die Transaktionen nachzuvollziehen und die Akteure ausfindig machen zu können. Genau dieses Problem hat die politische Ebene in China ebenfalls gesehen und dem Treiben zeitweise ein Ende bereitet. Mehrfach wurden in China Handelsplätze für Kryptowährungen geschlossen, um der Möglichkeit zur Vermögensverschiebung z.B. ins Ausland Einhalt gebieten zu können. Im Anschluss wurden sogar die sog. Initial Coin Offerings, die Neuausgabe von anderen Token, untersagt“, sagt Asien-Experte Andreas Lipkow.
„Aber auf der politischen Seite war die Interessenslage nicht wirklich klar. Verkörpert die Blockchain Technologie genau das, was die chinesische Regierung sucht. Eine neue und sehr innovative Technologie, die das Potential besitzt vorherrschende Prozesse und Systeme mit extrem disruptiver Sprengkraft angehen und aushebeln zu können. Um diese Technologie fördern und nutzen zu können, musste die Handelbarkeit der bisherigen Token erhalten bleiben. Ansonsten wäre der Anreiz für viele Entrepreneure und Entwickler nicht mehr vorhanden gewesen“, ergänzt Lipkow.
Viele Kryptofirmen haben ihren Sitz in China
Die logische Konsequenz war eine Aufhebung der Handelssperre mit einer gleichzeitigen Aufforderung zur verstärkten Aufsicht und Regulierung in diesem Handelssegment.
„China ist im Bereich der Digitalisierung gerade in den Großstädten schon wesentlich weiter als die Metropolen der westlichen Hemisphäre. Die großen Technologiegiganten, wie Tencent und Alibaba haben ihren Kunden schon früh das bezahlen mittels digitaler Wallets angeboten und die Kunden dadurch stärker sensibilisiert.
Das führte dazu, dass viele Kryptowährungsminen zur Schürfung von z.B. Bitcoins in China angesiedelt sind. Die größte Mine namentlich Bitmain in Beijing kontrolliert zwischen 20 und 30 % der kompletten Miningaktivitäten in China. Es kann davon ausgegangen werden, dass zwischen 90 und 95 % der weltweiten Handelsaktivititäten im Bitcoin durch chinesische Marktteilnehmer initiiert sind. Somit dominiert die chinesische Volkswirtschaft sowohl auf der Produktions- als auch auf der Handelsseite die Märkte in den großen Kryptowährungen. Dadurch können sich chinesische Unternehmen wertvolle Erfahrungen aneignen, wie gesicherte Daten und Transaktionen über ein Computernetzwerk, fälschungssicher und kontrollierbar transportiert werden können. Aktuell gibt es bereits sehr interessante Anwendungen in der Realwirtschaft. Ein chinesisches Technologieunternehmen bietet bereits die Blockchain Technologie für die Verfolgung von Lebensmittellieferketten in Supermärkten an. Die chinesischen Finanzhäuser sind ebenfalls bereits dabei den Einsatz in der Abwicklung von Wertpapiertransaktionen und im Kreditgeschäft zu prüfen. Selbst das Finanzministerium in Hongkong prüft den Einsatz einer Blockchain Technologie zur internationalen Handelsfinanzierung.
Die westlichen Industrienationen müssen schnellstmöglich zusehen den Anschluß an den Entwicklungen nicht zu verpassen. In dem Fall der Blockchain Technologie sind dieses Mal chinesische Unternehmen sowohl auf der Entwicklungs- als auch der Einsatzseite ganz vorn dabei. Dieser Vorsprung ist kaum mehr einzuholen und zeigt gut auf, dass China die treibende Kraft hinter den zukünftigen Entwicklungen sein wird.
Für Investoren lohnt es sich die Entwicklungen weiter zu beobachten und ggf. in ausgesuchte Unternehmen aus China zu investieren. Denn die zukünftig entwickelten Technologien treffen zugleich auf einen der größten globalen Konsum- und Absatzmärkte“, lautet das Fazit von Andres Lipkow.