Was will ein Mobilfunk-Anbieter mit Elektronik-Märkten? Das fragen sich heute auch viele Analysten, nachdem Freenet am Wochenende über eine Kapitalerhöhung neun Prozent an Ceconomy erworben hat. Freenet-Anteile verlieren an der Börse heute deutlich, die Aktie der Media-Markt/Saturn-Mutter springt hingegen kräftig an.
Ceconomy gibt neue Aktien im Wert von rund 277 Millionen Euro heraus, die von Freenet übernommen werden - das Stück zu 8,50 Euro. Freenet wird dadurch zum viertgrößten Anteilseigner bei dem kriselnden Elektronikmarkt-Unternehmen. Am Freitag war die Ceconomy-Aktie auf das neue Tief bei 7,12 Euro abgerutscht, obwohl man sich vor einigen Tagen vom verlustreichen Russland-Geschäft getrennt hatte. Warum zahlt Freenet nun einen so hohen Bewertungsaufschlag?
Analysten bezweifeln Nutzen für Freenet
Auf den ersten Blick hält sich der strategische und finanzielle Nutzen der Beteiligung für Freenet in Grenzen - die Aktie verlor im TecDAX folgerichtig auf Xetra zeitweise über vier Prozent. Commerzbank-Analystin Heike Pauls zweifelt etwa an der Kapitaldisziplin von Freenet. Die Freenet-Aktie ist auf den tiefsten Stand seit Herbst 2014 abgerutscht.
Auch Goldman-Sachs-Experte Joshua Mills hat Zweifel an der strategischen Bedeutung des Deals. Freenet mietet Leistungen bei Netzbetreibern wie der Deutschen Telekom oder Vodafone und vertreibt damit über die Tochter Mobilcom-Debitel eigene Mobilfunk-Verträge. Die wiederum werden gerne auch über Media Markt und Saturn unter die Leute gebracht.
Es winkt einen Traum-Rendite
Freenet-Chef Christoph Vilanek erhofft sich aus der Beteiligung an Ceconomy jedoch noch mehr. "Wichtige Impulse für das TV- und Digital-Lifestyle-Business" nannte er zum Beispiel. Künftig sollen weitere Produktgruppen rund um Heimvernetzung und Internet-Fernsehen gemeinsam vertrieben werden. Freenet sichert so seine Position im mächtgen Handelsnetz ab.
Längerfristig dürfte sich die Beteiligung also für Freenet auszahlen - auch für die Aktionäre. Freenet ist einer der zuverlässigsten Dividenden-Zahler. Bei dem derzeitigen Kurs von schwachen 22 Euro ergibt sich bei einer künftigen Ausschüttung von vielleicht 1,70 Euro eine Dividendenrendite von 7,7 Prozent. Allein dieser Aspekt ist eigentlich einen Kauf wert.
Cenonomy im Tal der Tränen
Ceconomy wiederum stärkt durch den Freenet-Deal seine eigene Bilanz, die durch die Russland-Geschäfte belastet ist. Auch künftige Zukäufe - etwa beim französischen Händler Fnac Darty - werden einfacher. Derzeit hängt der Ceconomy-Kurs trotz des aktuellen Kurssprungs von mehr als zehn Prozent immer noch im Tal der Tränen. Erst oberhalb der 9-Euro-Marke sieht es charttechnisch wieder besser aus. DER AKTIONÄR bleibt weiterhin an der Außenlinie. Die Geschäftsperspektiven beginnen sich nur allmählich aufzuhellen.