Noch immer sitzt der Frust tief beim BVB. Auch in der knapp zweiwöchigen spielfreien Zeit fiel es Nuri Sahin schwer, richtig abzuschalten. "Es ist nicht gut, mit Niederlagen in die Länderspielpause zu gehen. Das trägst du mit dir", kommentierte der Dortmunder Trainer den Stimmungsdämpfer, den das 1:2 bei Union Berlin bei allen Beteiligten auslöste.
Die Partie trug zum schlechtesten Saisonstart der Borussia seit zehn Jahren bei. "Das Gefühl ist echt nicht cool", gestand Sahin und hofft auf einen aufmunternden Heimsieg am Freitag (20.30 Uhr/DAZN) gegen Aufsteiger FC St. Pauli.
In Dortmund ist mal wieder eine Diskussion über die rätselhaften Formschwankungen der Mannschaft entbrannt. Auch unter dem neuen Trainer hält das seit Jahren chronische Leiden an. Und das, obwohl die Vereinsführung vor dem Saisonbeginn für ihre kluge Transferpolitik gelobt wurde. Wie so oft droht dem auf Platz sieben abgerutschten BVB, schon in der Hinrunde gehörig ins Hintertreffen zu geraten. Das schürt die Skepsis vieler Beobachter.
Die wachsende Kritik von außen stimmt Sahin nachdenklich, führt aber bisher nicht zu grundsätzlichen Bedenken im Verein. "Wir werden uns nicht von unserem Weg abbringen lassen. Nach sechs Spieltagen Zweifel aufkommen zu lassen, wäre fatal", sagte der 36-Jährige und mahnte zur Geduld: "Wir sind vom Weg, den wir als Verein gehen, sehr überzeugt und werden am Ende auch erfolgreich sein. Da bin ich mir sicher."
Doch ohne mehr Konstanz dürfte auch Sahins Mission ins Wanken geraten. Bezeichnet für die Unbeständigkeit seines Teams ist der große Unterschied zwischen Heimstärke und Auswärtsschwäche. So belegt die Borussia in der Bundesliga-Heimtabelle den ersten Platz, ist aber in der Fremde noch ohne Sieg. "Als 16. in der Auswärtstabelle wirst du deine Ziele nicht erreichen", klagte Sahin.
Ein Sieg könnte dem BVB Mut für die Neuauflage des vergangenen Champions-League-Endspiels am Dienstag bei Real Madrid machen. Obwohl sich keiner der abgestellten Nationalspieler verletzte, hat sich die Personalsituation zum Leidwesen von Sahin in der Länderspiel-Pause eher verschlechtert.
Neben Karim Adeyemi, Giovanni Reyna und Julien Duranville fällt auch Neuzugang Yan Couto aus, der nun zehn bis 14 Tage pausieren muss. Zudem bangt Sahin um den Einsatz der erkrankten Maximilian Beier, Julian Ryerson und Niklas Süle. Vor allem die Genesung von Abwehrspieler Süle wird laut Sahin "ein Wettlauf gegen die Zeit".
Die Niederlage gegen Union Berlin kam natürlich zur absoluten Unzeit. Dadurch hat sich das Chartbild wieder etwas eingetrübt. Ein Sieg im morgigen Heimspiel gegen den FC St. Pauli ist daher absolute Pflicht. Mutige können darauf setzen, dass die BVB-Papiere in den kommenden Wochen wieder Fahrt aufnehmen. Der Stoppkurs sollte bei 3,10 Euro belassen werden.
Mit Material von dpa-AFX