Im Vorfeld der wichtigen Gespräche von Vertretern des Ölverbunds Opec+ über die weitere Förderpolitik haben die Ölpreise leicht zulegen können. Auch die Aktien von Energieriesen wie BP oder TotalEnergies präsentieren sich in starker Verfassung.
Das Ölkartell Opec und Partnerländer wollten am Donnerstag über eine mögliche Produktionserhöhung ab August beraten. Laut Analysten könnte die als Opec+ bekannte Allianz den Ölhahn trotz positiver Konjunkturaussichten nur vorsichtig aufdrehen. Die Online-Sitzung der Öl- und Energieminister findet vor dem Hintergrund hoher Rohölpreise statt. Nach dem Anstieg der vergangenen Wochen werden sie in der Nähe ihrer höchsten Stände seit gut zweieinhalb Jahren gehandelt.
Unter der Führung von Saudi-Arabien und Russland hatten die Opec und ihre Partner im Vorjahr ihre Tagesproduktion um rund 9,7 Millionen Barrel (159 Liter) gekürzt. Der Schritt stützte die Preise, die wegen der Corona-Pandemie und des damit verbundenen Wirtschaftsabschwungs ins Trudeln geraten waren. Inzwischen hat Opec+ zwar wieder mehr Öl gepumpt, doch nach Schätzung von Experten wird die Produktion Anfang August noch immer rund 5,5 Millionen Barrel unter dem Vorkrisen-Niveau liegen.
Laut den Analysten der Commerzbank halten sich die nicht in der Opec+ vertretenen Schieferöl-Produzenten in Nordamerika derzeit bei der Ausweitung ihrer Förderung zurück. Deshalb habe die Opec+ einen großen Einfluss auf die Preise.
Wegen der Erholung der Weltwirtschaft vom Corona-Einbruch wird allgemein mit einer Anhebung der Fördermenge der Opec+ im August um 500 000 Barrel pro Tag gerechnet. Nach Einschätzung des Rohstoffexperten Warren Patterson von der ING Bank sei mit steigenden Ölpreisen zu rechnen, wenn die Erhöhung geringer ausfallen sollte.
"Es würde mich nicht überraschen, wenn sie die Macht ein bisschen missbrauchen, indem sie dem Markt deutlich weniger zur Verfügung stellen, als er braucht", sagte Commerzbank-Analyst Eugen Weinberg der Deutschen Presse-Agentur. Außerdem seien wegen der Sorgen um die ansteckendere Delta-Variante des Coronavirus am Donnerstag eher vorsichtige Schritte zu erwarten, hieß es von den Analysten von JBC Energy in Wien.
Rohstoffexperten der Bank Unicredit wiesen darauf hin, dass es am Markt Unsicherheit wegen des Umfangs und des Zeitpunktes einer möglichen Anhebung der Fördermenge gebe. Mit Russland und Saudi-Arabien folgen demnach die wichtigsten Mitgliedstaaten der Opec+ dem üblichen Muster: "Während die Russen auf einen aggressiveren Ansatz drängen, lassen die Saudis nach Einschätzung der Experten Vorsicht walten", hieß es in einer Analyse der Unicredit.
Natürlich könnte es im Zuge der Förderanhebungen der OPEC+-Staaten zu Verlusten bei den Brent, WTI & Co sowie und bei den Aktien der Ölproduzenten kommen. Doch das aktuelle Niveau der Ölpreise ist ausreichend hoch, damit effiziente Firmen wie BP und TotalEnergies weiterhin Gewinne in Milliardenhöhe erzielen können - und damit ihre Engagement im Bereich der Erneuerbaren Energien weiter ausbauen können. Anleger können bei den beiden günstig bewerteten Aktien weiterhin einsteigen. Die Stoppkurse können bei 3,00 Euro (BP) beziehungsweise 31,50 Euro (Total) belassen werden.
Mit Material von dpa-AFX