Durch die deutlich gesunkenen Ölpreise sind auch die Aktien von Energiekonzernen wie BP zuletzt unter Druck geraten. Doch Grund zu erhöhter Sorge besteht nicht. Denn noch immer verharren die Ölpreise auf sehr hohen Niveaus, welche weiterhin satte Gewinne ermöglichen. Indes legten Brent und WTI-Öl am Freitag wieder zu.
Zuvor hatten die Ölpreise zeitweise erheblich unter Druck gestanden. Der Preis für Brent-Rohöl war bis auf 94,50 Dollar gefallen. Das war der tiefste Stand seit Februar. Zuletzt setzte aber eine Erholung ein. Am Markt wurde zum einen auf die generell bessere Stimmung an den Finanzmärkten verwiesen. Zum anderen wurde der schwächere Dollar als Grund genannt, da er den in der US-Währung gehandelten Rohstoff für viele Anleger vergünstige und so deren Nachfrage belebe.
Nach Einschätzung von Rohstoffexperten der Commerzbank dominieren am Ölmarkt derzeit die Nachfragesorgen. Ausschlaggebend sind Rezessionsängste in vielen Teilen der Welt. Schwache Konjunkturdaten aus China konnten die Ölpreise vor dem Wochenende aber nicht belasten. In der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt hat die Konjunktur im zweiten Quartal erheblich an Fahrt verloren.
Saudi-Arabien dreht den Hahn auf
In Diskussionen um eine stärkere Ausweitung der weltweiten Ölproduktion will Saudi-Arabien seine mögliche Förderkapazität pro Tag um eine Million Barrel erhöhen. Die maximal mögliche Menge solle von derzeit 12 auf 13 Millionen Barrel erhöht werden, kündigte der saudische Kronprinz Mohammed bin Salman während eines Besuchs von US-Präsident Joe Biden am Samstag in Dschidda an. Darüber hinaus habe das Königreich keine extra Kapazitäten mehr, um die Fördermenge noch weiter zu erhöhen, sagte er. Zusagen darüber, tatsächlich mehr Öl zu fördern, machte der Kronprinz aber nicht.
Biden und Kronprinz Mohammed nahmen in Dschidda an einem Gipfel des Golf-Kooperationsrats teil - zusammen mit den weiteren Öl-Schwergewichten Irak, Kuwait und den Vereinigten Arabischen Emiraten. Am Vorabend hatten die USA und Saudi-Arabien in einer gemeinsamen Erklärung bereits von der Verpflichtung Saudi-Arabiens gesprochen, auf einen "Ausgleich globaler Ölmärkte" hinzuwirken.
Die Erhöhung der Förderkapazität dürfte ein positives Signal an Biden sein. Dieser steht in den USA wenige Monate vor den wichtigen Kongresswahlen wegen stark gestiegener Benzinpreise unter Druck. Ein höheres Angebot würde mittelbar helfen, die Spritpreise zu dämpfen.
Über tatsächliche Ölfördermengen entscheidet die Öl-Allianz Opec+. Saudi-Arabiens Produktionsziel für August liegt der Gruppe zufolge bei etwas über 11 Millionen Barrel täglich. Dieses Niveau hat das Land allerdings nur einige wenige Monate in den Jahren 2018 und 2020 erreicht. Der saudische Staatskonzern Saudi Aramco kann nach eigenen Angaben täglich rund 12 Millionen Barrel Öl aus der Erde holen.
Auch wenn sich das zuvor sehr starke Chartbild im Zuge der schwächelnden Ölpreise wieder eingetrübt hat, bleibt die Aktie von BP ein klarer Kauf. Die Perspektiven für den breit aufgestellten Global Player bleiben gut, die anhaltend niedrige Bewertung spiegelt dies nicht wieder. Dividendenjäger können nach wie vor zugreifen (Stoppkurs:3,70 Euro).
Mit Material von dpa-AFX