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Foto: Boeing
08.07.2024 Martin Mrowka

Boeing gesteht Betrug nach 737-Max-Abstürzen – Astronauten hängen fest

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Boeing

Um noch umfangreicheren Ermittlungen (und Strafen?) zu entgehen, bekennt sich Boeing schuldig, die US-Regierung betrogen zu haben. Die Folgen sind eine neue Millionen-Strafe sowie ein Aufpasser der Regierung für den US-Flugzeugbauer. Derweil hat Boeing auch Probleme mit seiner Raumkapsel "Starliner", die immer noch an der ISS hängt.

Der US-Flugzeugbauer Boeing bekennt sich im Fall zweier Abstürze von 737-Max-Maschinen der Verabredung zum Betrug für schuldig. Damit kann der Konzern weiteren Untersuchungen des Justizministeriums entgehen, heißt es in einem Dokument, das das Justizministerium am Sonntagabend beim Bundesgericht in Texas einreichte. Die Vereinbarung wird erst gültig, wenn sie vom Gericht in Texas, bei dem der Fall liegt, abgesegnet wird.

Boeing soll nach dem Schuldeingeständnis unter anderem mindestens 455 Millionen Dollar in Compliance- und Sicherheitsprogramme investieren. Auch soll eine Strafzahlung von erneut 243,6 Millionen Dollar fällig werden. Der Konzern wäre damit wegen eines schweren Verbrechens verurteilt. 

Mit einem Schuldeingeständnis riskiert der Flugzeugbauer zwar, dass ihm weitere lukrative Regierungsaufträge entgehen – etwa vom Verteidigungsministerium oder der Raumfahrt-Behörde Nasa. Zugleich würde sich Boeing durch das Schuldeingeständnis aber einen Prozess ersparen, der zahlreiche Konzern-Entscheidungen, die zu den Abstürzen geführt haben, unter eine noch größere öffentliche Prüfung bringen würde.

Die Boeing-Aktie zeigt sich am Montag vor US-Handelsstart leicht abgeschwächt. Im deutschen Handel via Tradegate notiert der Dow-Jones-Wert zeitweilig 0,2 Prozent niedriger bei 170,20 Euro (siehe Chart).

Boeing (WKN: 850471)

Bei den beiden Unglücken mit Boeing 737 Max im Oktober 2018 und März 2019 waren 346 Menschen ums Leben gekommen. Boeing hatte seinerzeit eine Strafverfolgung unter anderem mit dem Versprechen vermieden, ein Compliance- und Ethik-Programm umsetzen. Auch zahlte der Konzern bereits eine Strafe von 243,6 Millionen Dollar. Das Justizministerium kam bereits im Mai zu dem Schluss, dass Boeing gegen Auflagen des damaligen Deals verstieß.

Probleme auch im All

Auch Boeings Raumschiff "Starliner" macht anhaltend Probleme. Erst zog sich der erste bemannte Start jahrelang hin, nun kommt es vorerst nicht zur Erde zurück. Seit nunmehr einem Monat sind zwei Astronauten an der Internationalen Raumstation ISS mit dem "Starliner" angedockt, obwohl sie eigentlich nur eine Woche auf dem Außenposten der Menschheit in 400 Kilometer Höhe über der Erde bleiben sollten.

Der Grund: Weil sich schon auf dem Hinflug zur ISS Helium-Lecks gezeigt haben (DER AKTIONÄR berichtete), führt die Nasa zur Sicherheit auf der Erde derzeit Tests durch. Anhand von baugleichen Modulen spielen Experten der Weltraumbehörde den Vorgang nach, um mögliche Fallstricke zu identifizieren. An der ISS konnte das krisengeplagte Raumschiff nach Problemen mit den Triebwerken erst im zweiten Anlauf andocken.

Boeing Starliner Raumkapsel
Boeing
Boeing Starliner Raumkapsel

Das Entkoppeln von der ISS gilt als eines der schwierigsten und riskantesten Manöver der Mission. Es war ursprünglich für den 22. Juni vorgesehen, wurde dann aber auf unbestimmte Zeit verschoben. Einen neuen Termin gibt es derzeit noch nicht.

Trotz aller Probleme hat die Schweizer Großbank UBS die Aktie des US-Luft- und Raumfahrtkonzern mit Blick auf die kürzlich angekündigte Übernahme des Zulieferers Spirit Aerosstems auf "Buy" mit einem Kursziel von 240 US-Dollar belassen. Der Preis von 37,25 Dollar je Spirit-Aktie liege knapp über den Angaben vorheriger Presseberichte, aber unter den mindestens 40 Dollar, welche etliche Investoren noch zu Beginn der Gespräche beider Unternehmen erwartet hätten, schrieb Analyst Gavin Parsons in der vergangenen Woche. Der Rückkauf der ehemals abgespaltenen Sparte sollte dem Flugzeugbauer helfen, seine Produktqualität zu verbessern.

Boeing bleibt bis auf weiteres ein Sorgenkind, die eingeleiteten Umstrukturierungs-Maßnahmen werden wohl Jahre benötigen, bis sie spürbar fruchten. DER AKTIONÄR bevorzugt weiterhin den großen europäischen Konkurrenten Airbus, der allerdings ebenfalls mit geschäftsbremsenden Verzögerungen (etwa Triebwerks-Zulieferer) zu kämpfen hat.

Übrigens:  Beide Konzerne sind neben sechs weiteren Unternehmen der Luft- und Raumfahrt-Branche im AKTIONÄR Weltraum Index enthalten, der langfristig interessant erscheint. In diesem Strategie-Index sind auch der brasilianische Flugzeugbauer Embraer, der französische Luft- und Raumfahrtkonzern Thales sowie Amphenol, Heico, Lockheed Martin und Virgin Galacic enthalten.  

Mit dem Indexzertifikat WKN DA0AB7 können Anleger am Weltraum Index nahezu 1:1 partizipieren. Weitere Informationen zum Index, inklusive aller Werte und passender Zertifikate, gibt es hier.

(Mit Material von dpa-AFX)

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Hinweis auf Interessenkonflikte:
Der Chefredakteur dieser Publikation, Herr Leon Müller, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Boeing.

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