Der Luft- und Raumfahrt-Konzern Boeing hat Geschäftszahlen für das dritte Quartal vorgelegt. Demnach erwirtschaftete das Dow-Jones-Unternehmen einen Verlust, der größer als erwartet war. Zudem wird Boeing seine Produktionsziele verfehlen. Doch die Börse reagiert ungewöhnlich freundlich. Was noch kommen könnte...
Falsch gebohrte Löcher an den wichtigen 737-Jets sorgen beim US-Luft- und Raumfahrt-Konzern für ziemlich schlechte Quartalszahlen. Der Konzernumsatz stieg zwar um 13 Prozent auf 18,1 Milliarden Dollar. Und auch der operative Verlust ging zurück von 3,07 Milliarden in 2022 auf nun 1,09 Milliarden Dollar. Der Verlust je Aktie fiel aber mit 3,26 (6,18) Dollar deutlich höher aus als von Analysten erwartet (minus 3,18 Dollar).
Knapp 800 Millionen Dollar Verlust verursachten im Quartal allein die neue Generation des Präsidenten-Flugzeugs Air Force One und ein Satelliten-Programm. In den ersten neun Monaten ist diesmal ein Fehlbetrag von 2,2 Milliarden Dollar aufgelaufen.
Auslieferungsziel wird weiter gekappt
Boeings Zulieferer Spirit Aerosystems hatte Löcher in ein Bauteil gebohrt, das für die Aufrechterhaltung des Luftdrucks in der Kabine der 737-Flugzeuge wichtig ist. Diese Fehler gelten zwar nicht als sicherheitsrelevant. Doch die Produktionsfehler werfen Boeing in diesem Jahr noch stärker zurück als gedacht. Wegen Überprüfung und Nacharbeiten an den Maschinen würden im laufenden Jahr voraussichtlich nur 375 bis 400 Jets der 737-Reihe ausgeliefert, teilte der US-Konzern am Mittwoch mit.
Von Juli bis September lieferte der Konzern aus Seattle 70 Boeing 737 aus, 20 Prozent weniger als ein Jahr zuvor. Im September hatte das Management seine Pläne bereits auf etwa 400 Exemplare eingedampft.
Cash-flow-Ziel bleibt bestehen
Am Ziel eines Mittelzuflusses (Free Cash-flow) von drei bis fünf Milliarden Dollar für dieses Jahr hält Boeing bei Vorlage der Zahlen für das dritte Quartal aber fest. Nach Einschätzung von Analysten zeichnet sich für Boeing nun das fünfte Verlustjahr in Folge ab.
Die Orderbücher sind (wie beim Rivalen Airbus) allerdings prall gefüllt: Boeing bezifferte den Auftragsbestand auf 469 Milliarden Dollar, darunter sind 5.100 Verkehrsflugzeuge.
Boeing-Aktien legten vorbörslich um mehr als drei Prozent auf 189 Dollar zu. (Im nachstehenden NYSE-Chart noch nicht berücksichtigt.)
Noch im Abwärtstrend
Charttechnisch hat sich aus dem langen (und langweiligen) Seitwärtstrend seit Jahresanfang in den vergangene zwei Monaten ein kurzfristiger Abwärtstrend herauskristallisiert. Erst wenn die 190-Dollar-Marke, besser noch auch die gleitenden Durchschnitte (GD50 und GD200) überwunden werden, sähe es charttechnisch wieder besser aus. Angesichts des kürzlich gebildeten "Todeskreuz" muss jedoch eher mit noch weiter fallenden Kursen gerechnet werden.
DER AKTIONÄR hatte Boeing Mitte Juli (Ausgabe 29/23) hoffnungsvoll zum Kauf empfohlen. Wer noch engagiert ist, beachtet die Stopp-Loss-Marke bei 165 Euro. Am frühen Nachmittag notiert Boeing im deutschen Handel bei gut 178 Euro.
Boeing ist Mitglied im DER AKTIONÄR Weltraum Index, mehr Infos zum Index gibt es hier.
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