Der Flugzeugbauer Boeing hat 2012 kräftig dazu verdient und blickt zuversichtlich auf das laufende Geschäftsjahr. Dabei ignoriert Firmenlenker McNerney allerdings das Dreamliner-Desaster. Es herrscht Gefahr in Verzug.
Boeing hat gute Zahlen für das abgelaufene Geschäftsjahr vorgelegt. Vor allem der Gewinn lag über den Erwartungen. Ob die Geschäfte wie erhofft weiter laufen, hängt jedoch vom Dreamliner ab - und gerade hier droht ein Horror-Szenario.
Gutes Jahr 2012
Boeing hat im vergangenen Jahr seinen Umsatz um 19 Prozent auf 81,7 Milliarden Dollar ausbauen können. Der Gewinn ging wegen hoher Pensionsverpflichtungen um drei Prozent auf 3,9 Milliarden Dollar zurück, übertraf aber immer noch die Erwartungen der Analysten. Der Gewinn je Aktie schrumpfte um vier Prozent auf 5,11 Dollar. Im laufenden Jahr peilt das Management einen Gewinn je Aktie im Bereich von 5,00 bis 5,20 Dollar an. Der Umsatz soll auf von 82 bis 85 Milliarden Dollar zulegen. Außerdem möchte Boeing die Zahl der ausgelieferten Maschinen von 601 auf 635 bis 645 steigern, davon 60 Maschinen des Typs 787.
Ausblick ohne Dreamliner
Doch genau von der 787, dem sogenannten Dreamliner, hängt die weitere Tendenz von Boeing ab. "Unsere erste Aufgabe für 2013 ist, das Batterieproblem der 787 zu lösen und die Flugzeuge sicher wieder in die Luft zu bringen", sagte Konzernchef Jim McNerney. Sein Ausblick setzt aber voraus, dass die drohenden Belastungen durch das Flugverbot und etwaige Kosten für Neuentwicklungen im Rahmen der Bordelektrik auf einem geringen Niveau bleiben. Während die Fehlersuche nach zahlreichen Zwischenfällen beim Dreamliner bislang ergebnislos verlief, läuft die Produktion weiter. Mittlerweile wurde die Hilfsturbine, das Ladegerät und die Batterie unter die Lupe genommen - ohne Erfolg. Die US-Sicherheitsbehörde NTSB gibt indes keine Auskünfte zu einem möglichen Ende des Flugverbots.
Milliardenschaden möglich
Experten halten es derzeit für nicht ausgeschlossen, dass die Fehlersuche noch Monate dauern könnte. Eine mögliche Lösung könnte noch viel mehr Zeit in Anspruch nehmen. Sollte Boeing ein neues Konzept für die Bordelektronik entwerfen müssen, dann könnte dies Branchenkennern zufolge bis zu zwei Jahren dauern. Wie hoch das Schadensausmaß tatsächlich ausfällt, weiß derzeit niemand. Von mehreren hundert Millionen Dollar bis auf mehrere Milliarden geht die Spanne. Analyst Howard Rubel von Jefferies fürchtet um die künftigen Umsätze mit dem Flieger. Im schlimmsten Fall müsste Boeing erwartete Erlöse von rund fünf Milliarden Dollar in den Wind schreiben.