BMW konnte aufgrund eines schwachen Jahresauftakts sowohl bei den Analysten als auch bei den Aktionären keine Pluspunkte sammeln. Dass die Zahlen für das erste Quartal nicht gut werden würden, das schien den meisten Börsianern klar. Dennoch war die Überraschung groß: Eine Rückstellung in Höhe von 1,4 Milliarden Euro für eine drohende EU-Kartellstrafe sorgte dafür, dass BMW im ersten Quartal sogar in die roten Zahlen rutschte. Ist die Aktie dennoch einen Blick wert?
Vor einem Jahr hatte BMW im ersten Quartal noch einen Gewinn in Höhe von 1,88 Milliarden Euro eingefahren. 2019 musste BMW für ein EU-Kartellverfahren wegen verbotener Absprachen in Sachen Abgasnachbereitung 1,4 Milliarden Euro zurückstellen. Das verhagelte den Jahresauftakt und sorgte dafür, dass im Kerngeschäft in den ersten Monaten des laufenden Jahres ein Verlust vor Zinsen und Steuern von 310 Millionen Euro anfiel. Nur mit den Gewinnen aus dem Leasing- und Kreditgeschäft und der Motorradsparte schaffte BMW noch einen Überschuss von 588 Millionen Euro.
Quelle: BMW Group
Damit nicht genug: Für das Gesamtjahr rechnet BMW im Auto-Geschäft nur noch mit einer Marge vor Zinsen und Steuern, die in einer Spanne zwischen 4,5 bis 6,5 Prozent liegen wird. Zum Vergleich: 2018 lag die Marge bei 7,2 Prozent.
Grund für den Gewinn- und Margenrückgang sind die 1,4 Milliarden Euro hohe Rückstellung, das schwierige Umfeld in der Autobranche plus die steigenden Ausgaben für Forschung und Entwicklung.
Die Reaktion im Anschluss an die Quartalszahlen von BMW war eindeutig: Viele Analysten haben ihre Gewinnschätzungen für das Gesamtjahr nach unten angepasst.
Anschluss verloren?
Fakt ist: Die Stimmung für die BMW-Aktie ist in den vergangenen Monaten sehr negativ gewesen. Das erste Quartal sollte eine Art Tiefpunkt bei der Profitabilität sein. BMW muss aufpassen nicht den Anschluss zu verlieren. Was den Konzernumbau betrifft, das heißt, weg von den lukrativen Verbrennern, hin zur Elektromobilität, Wasserstoffautos, selbstfahrenden Autos und neuen Mobilitätsdiensten hinkt BMW derzeit VW und Daimler deutlich hinterher. Im Mai 2015 war Harald Krüger angetreten, den Aufbruch Richtung Elektromobilität weiter zu führen.
Trendsetter Norbergt Reithofer
Sein Vorgänger Norbert Reithofer hatte mit dem Elektroflitzer i3 und dem Hybridmodell i8 frühzeitig erkannt, dass die Autobranche neue Wege gehen muss. Nur hat Krüger die Steilvorlage nicht aufgenommen. BMW hat wertvolle Zeit vertrödelt. Jetzt stellt sich die Frage, ob Krüger für BMW überhaupt noch der richtige Mann ist? Wie lange wird Harald Krüger überhaupt noch das Amt des Vorstands von BMW ausüben?.
Der Druck ist enorm. Und das kurz vor der Hauptversammlung am 16. Mai. Krügers Vertrag läuft bis Mai 2020. Normalerweise bestimmt der Aufsichtsrat im Anschluss an die Hauptversammlung, ob der Vertrag verlängert wird oder nicht.
Kein Kauf
Wieder aufkommenden Sorgen vor einem Handelskrieg zwischen Chinas und den USA sowie die im Vorfeld schwachen Quartalszahlen sorgten für Abgaben bei der BMW-Aktie. Das Papier trifft im Bereich von 68,78 Euro und 67,33 Euro auf eine stärkere Unterstützung. Wird diese unterschritten, liegt der nächste Widerstand bei 66,58 Euro. Ein Kauf der BMW-Aktie drängt sich aktuell nicht auf. Fans von Autoaktien sind bei Daimler, Volkswagen oder Geely besser aufgehoben.