BMW: Schwacher Ausblick – Hoffnung auf Neue Klasse!

BMW: Schwacher Ausblick – Hoffnung auf Neue Klasse!
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Jochen Kauper 14.03.2025 Jochen Kauper

Jetzt auch BMW: Der Münchner Autohersteller muss für das abgelaufene Geschäftsjahr 2024 einen Gewinneinbruch hinnehmen. Nach Steuern verdiente der Konzern nach Angaben vom Freitag 7,7 Milliarden Euro. Das klingt viel, ist aber 37 Prozent weniger als im Jahr davor und schon der zweite starke Rückgang. Neben schwächelnden Verkäufen in China litten die Münchner auch unter Problemen mit vom Zulieferer Continental bezogenen Bremsen. Die Dividende soll von 6 Euro auf 4,30 Euro schrumpfen.

Der neue BMW 760i xDrive Protection frontal fahrend auf Straße
Foto: BMW AG

Auch der Umsatz musste einen deutlichen Dämpfer hinnehmen. 142 Milliarden Euro sind ein Minus von 8,4 Prozent. Immerhin, für das laufende Jahr erwartet BMW eine steigende Nachfrage. Trotz der "herausfordernden" Situation und den zuletzt von den USA verhängten Zollerhöhungen soll das Vorsteuerergebnis wieder in etwa auf dem Niveau von 2024 landen. Eine Prognose zum Gewinn nach Steuern gibt BMW nicht.

Der Gewinn vor Zinsen und Steuern fiel unerwartet deutlich um knapp 38 Prozent auf 11,5 Milliarden Euro. In der Autosparte rutschte die operative Gewinnmarge um 3,5 Prozentpunkte auf 6,3 Prozent ab. Im neuen Jahr geht das Management hier von 5,0 bis 7,0 Prozent aus und schließt damit eine weitere Verschlechterung trotz sinkender Investitionen und einem erwarteten leichten Absatzplus nicht aus. Analysten lagen mit ihren Schätzungen bisher eher am oberen Ende der Spanne.

Die Zielspanne für die Marge bleibe mit 5 bis 7 Prozent etwas hinter den 6 bis 8 Prozent von Konkurrenten zurück, kommentierte JPMorgan-Analyst Jose Asumendi die Zahlen. Angesichts des aktuellen Umfelds sieht er darin eine realistische Prognose, die allerdings die Anleger enttäuschen könnte. Sein Kursziel für die Aktie lautet 89 Euro.


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Neue Klasse von BMW

BMW steht mit seinem Gewinneinbruch nicht alleine da. Auch die beiden anderen großen deutschen Autokonzerne, Volkswagen und Mercedes-Benz , haben ähnliche Abstürze gemeldet. Bei VW war es um 31 Prozent auf 12,4 Milliarden Euro nach unten gegangen, bei Mercedes um 28 Prozent auf 10,4 Milliarden Euro. Auch sie klagen unter anderem über das schwierige Umfeld in China.

Oliver ZIPSE (Vorstandsvorsitzender BMW AG) lachend bei der Verleihung des Bayerischen Verdienstordens im Antiquariat der Residenz in München am 10.07.2024
Foto: Frank Hoermann/Sven Simon/picture alliance/dpa
BMW-Chef Oliver Zipse

Noch wird gut verdient

Um die Frage nach der finanziellen Lage richtig einzuschätzen, lohnt es, den Blick zu weiten. Man dürfe die aktuellen Ergebnisse nicht nur mit den letzten paar Jahren vergleichen, sagt Branchenexperte Frank Schwope, der Automobilwirtschaft an der Fachhochschule des Mittelstands in Köln und Hannover lehrt.

"Wir sehen im Moment eine Normalisierung nach einer Sondersituation mit bisher nicht gekannten Profiten. Nach dem ersten Corona-Einbruch 2020 gab es in den folgenden Jahren - insbesondere durch den Chip- beziehungsweise Fahrzeugmangel - kaum Rabatte und eine Verschiebung hin zu teureren Modellen", erklärt er. "Das brachte den Herstellern wie VW, Mercedes oder BMW exorbitant hohe Margen ein, die normalerweise so nicht zu erreichen sind."

BMW "Neue Klasse" vor futuristischem Hintergrund
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Neue Klasse von BMW - Roll-out: Q4 2025

Das lässt sich auch an den BMW-Zahlen nachvollziehen: Der bisherige Rekordgewinn von 18,6 Milliarden Euro datiert aus dem Jahr 2022. 2021 und 2023 waren es jeweils mehr als 12 Milliarden. Verglichen damit sieht das aktuelle Ergebnis mickrig aus. Doch bevor diese drei besonderen Jahre den Maßstab veränderten, lag der alte Rekordgewinn aus dem Jahr 2017 bei 8,7 Milliarden. Selbst wenn man die Inflation berücksichtigt, sieht das aktuelle Ergebnis von 7,7 Milliarden im Vergleich nicht mehr ganz so schlecht aus.

futuristisches Roll-out Modell Vision der Neuen Klasse X von BMW
Foto: BMW AG

So sieht das auch Schwope, der sich damit aber auf alle drei großen Konzerne bezieht: "Die aktuellen Zahlen sind nicht schlecht. Sie sehen nur im Vergleich mit den Sonderjahren schlecht aus", sagt er. Von Krise will er deswegen nicht sprechen. "Natürlich kommt es immer darauf an, wie man Krise definiert, aber ich denke da eher an Zeiten, in denen beispielsweise VW in die roten Zahlen gerutscht ist." Die aktuellen Zahlen jedenfalls seien kein Grund, zu jammern.

Branche hat Sorgen vor der Zukunft

Das ist aber kein Grund zur Entwarnung: Denn die Zeiten seien herausfordernd und die Hersteller hätten berechtigte "Sorge vor einer drohenden Krise und tun gut daran, die Strukturen frühzeitig wetterfest anzupassen", sagt Schwope.

BMW X4 xDrive35i auf der Moskauer Messe
Foto: Michael Cola/Shutterstock

Auch die Unternehmensberatung AlixPartners sieht die globale Autoindustrie besonders von Disruption betroffen. Die größten Probleme seien gestörte Lieferketten, steigende Materialkosten und wachsende Unsicherheiten in internationalen Handelsbeziehungen. Letztere werden nicht zuletzt von den Zollplänen des US-Präsidenten Donald Trump bedroht.

Dazu kommen die relativ hohen Kosten für Personal und Energie im Heimatland. Und dann ist da noch China: Einerseits ist der weltgrößte Markt, der lange für rasantes Wachstum und hohe Gewinne gesorgt hatte, deutlich schwieriger geworden. Andererseits wird die Konkurrenz von dort immer stärker - gerade im immer wichtiger werdenden Bereich der Elektromobilität.

Letztere ist ebenfalls ein Problemfeld für sich. Noch machen die reinen Stromer nur relativ kleine Anteile an den Verkäufen der Konzerne aus und das parallele Arbeiten mit Verbrennern, Hybriden und reinen Stromern macht vieles komplizierter. Und bei den meisten Herstellern kommt der Absatz der Elektroautos nicht recht voran. BMW steht hier zwar sehr viel besser da, als die anderen deutschen Hersteller und konnte seinen Absatz vergangenes Jahr deutlich steigern. Doch auch verkaufte 427.000 E-Fahrzeuge sind noch nicht einmal ein Fünftel der eigenen Gesamtproduktion.

Dennoch bezeichnet BMW sie als wichtigsten Wachstumstreiber. Zusätzlichen Schub soll hier die neue Klasse bringen. Deren erstes Serienfahrzeug soll Ende 2025 in Produktion gehen. Auch dafür hat BMW vergangenes Jahr viel Geld in die Hand genommen. Für Forschung und Entwicklung gab der Konzern insgesamt 18 Milliarden Euro aus.

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2025 voller Herausforderungen - Hoffnung auf Neue Klasse

Ist das Tief bei den Aktien der deutschen Automobil-Hersteller erreicht? Schwer zu sagen.

Auch 2025 wird das Umfeld für BMW, Mercedes-Benz, VW und Co schwierig. Preisdruck, die starke Konkurrenz und damit einhergehenden Marktanteilsverluste in China sowie mögliche neue Zölle in den USA sorgen für Unsicherheit.

Dennoch: BMW liegt nach wie vor mit seiner Technologie-Offenheit und Fokus auf der Weiterentwicklung von sowohl Verbrenner-, als auch Elektroantrieb gut im Rennen. Auch die Elektro-Strategie kommt bei den Kunden besser an als die von Mercedes-Benz oder Volkswagen. 2023 lag der Anteil der Stromer bei 375.716 Einheiten. Plus 63 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Das entsprach einem Anteil von rund 15 Prozent der Gesamtverkäufe. 2026 soll der Umsatzanteil der Stromer 33 Prozent betragen. Fakt ist: Keiner der klassischen Autobauer habe den Wandel in der Branche bisher besser gemeistert als BMW.

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Foto: Daniel Kalker/picture alliance/dpa

Ein wichtiges Puzzleteil auf dem Weg dahin wird der Roll-out der Neuen Klasse sein. BMW hat zuletzt viel Geld in diese Modellreihe gesteckt. Damit wird Das Team rund um CEO Oliver Zipse einen deutlichen Sprung nach vorne in Sachen Elektronik, Design und Software machen. Patrick Hummel von der UBS sieht die Neue Klasse „weit mehr als nur eine BEV-Plattform“. Hummel hob in seiner letzten Studie ganz besonders die neue gemeinsame Designsprache, eine neue Benutzeroberfläche und eine neue zonale E/E-Architektur, sowie den neuen Software-Stack hervor.

„Wir glauben, dass BMW damit das Produktportfolio vereinfachen, die Fertigungskomplexität reduzieren und ein hohes Maß an Flexibilität bewahren kann“, ergänzte der UBS-Analyst.

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BMW (WKN: 519000)

Die Zahlen werden an der Börse keine Freudensprünge auslösen. Der Ausblick und dabei insbesondere die Marge lag unter den Erwartungen. Dennoch sollten Anleger den Fokus bei BMW nach vorne und insbesondere auf den Roll-out der Neuen Klasse richten.
BMW hat zuletzt viel Geld in neue Modellreihe gesteckt, um sich für den Start der Neuen Klasse im vierten Quartal 2025 zu rüsten. Damit wird BMW einen Sprung nach vorne in Sachen Elektronik, Design und Software machen.


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