Durch das Mining-Verbot in China werden die Karten im Bitcoin-Netzwerk derzeit neu gemischt. Daten der Universität Cambridge zeigen allerdings, dass der Mining-Exodus schon vor dem eigentlichen Verbot begonnen hat – und wohin es die Vertriebenen jetzt zieht.
In einer aktuellen Studie haben die Forscher des Cambridge Centre for Alternative Finance (CCAF) die geografischen Veränderungen beim Bitcoin-Mining unter die Lupe genommen. Das Ergebnis: Der Einfluss der Mining-Pools mit Sitz in China ist zuletzt rapide gesunken – und zwar bereits bevor die dortigen Behörden im Juni begonnen haben, das Mining-Verbot durchzusetzen.
Laut Daten des Cambridge Bitcoin Electricity Consumption Index (CBECI) ist der Anteil chinesischer Miner an der gesamten Rechenleistung (Hash Rate) im Bitcoin-Netzwerk im April 2021 auf rund 46 Prozent gesunken. Zu Beginn der Aufzeichnungen im September 2019 lag der Anteil noch bei 75,5 Prozent.
Deutliche Zuwächse haben demnach die USA verzeichnet, wo der Anteil an der gesamten Hash Rate ist im April auf 16,8 Prozent gestiegen ist. Rang 3 belegt inzwischen Kasachstan mit 8,2 Prozent, nachdem sich der Anteil seit September 2019 beinahe versechsfacht hat. Die Plätze 4 und 5 belegten Russland und der Iran.
Die Forscher gehen davon aus, dass sich der Trend in den vergangenen Wochen noch einmal deutlich beschleunigt hat. Seit Juni setzen die chinesischen Behörden das zuvor verhängte Mining-Verbot durch, was quasi über Nacht einen Totalausfall der dortigen Mining-Pools zur Folge gehabt haben dürfte. Das werde in den kommenden Updates auch in den CBECI-Daten sichtbar.
Bitcoin erobert die USA
Während sich der Umzug der chinesischen Miner nach Kasachstan mit der geografischen Nähe und ebenfalls recht günstigen Strompreisen begründet wird, mausern sich die USA zum neuen Liebling der Mining-Branche. Die dafür nötige Infrastruktur sei in den vergangenen Monaten deutlich ausgebaut worden, sagt Darin Feinstein von Blockcap im Gespräch mit CNBC. Mit Erfolg: „Wir verzeichnen einen massiven Anstieg bei Mining-Betrieben, die nach Nordamerika umsiedeln wollen, vor allem in die USA.“
Vergleichsweise günstiger – und zunehmen auch grüner – Strom ist dabei nicht alles, was die USA zu bieten haben. „Wenn Sie Hunderte Millionen Dollar von Mining-Equipment aus China verlagern, möchten Sie sicherstellen, dass Sie über geografische, politische und gerichtliche Stabilität verfügen“, so Feinstein. Wichtig sei zudem, dass die verlagerten Vermögenswerte durch private Eigentumsrechte geschützt werden.
Das Mining-Verbot in China hat zweifelsohne für große Verunsicherung gesorgt und zum Kursrücksetzer des Bitcoin von seinem Allzeithoch beigetragen. Mit Blick auf die Klimabilanz und die Sicherheit des Netzwerks wertet DER AKTIONÄR die geografische Verlagerung der Miner auf lange Sicht aber klar positiv.
Zwar dürfte es bei der digitalen Leitwährung kurz- und mittelfristig volatil bleiben. Für Anleger mit langem Atem bleibt der Bitcoin aber eine gute spekulative Depotbeimischung. Wir bleiben bullish.
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Autor Nikolas Kessler ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren: Bitcoin.
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