Die Berichte über meinen Tod sind stark übertrieben." Dieses berühmte Zitat wird dem US-Schriftsteller Mark Twain zugeschrieben, trifft aber auch beim Bitcoin zu: Nur zu gern erklären Kritiker die Idee eines dezentralen, digitalen Zahlungsmittels für gescheitert, den Bitcoin für tot. Allein im vergangenen Jahr hat die Website 99bitcoins.com 93 Nachrufe auf den Bitcoin in englischsprachigen Medien gezählt. Auch hierzulande sind solche Abgesänge derzeit wieder ein beliebtes Thema.
Zugegeben: Bei einem Wertverlust von über 80 Prozent sind derartige Schlagzeilen nicht unberechtigt. DER AKTIONÄR hat jedoch mehrfach darauf hingewiesen, dass mit derartigen Rückschlägen zu rechnen ist. Zudem haben diese auch etwas Positives an sich. Durch den Rückzug der ungeduldigen Spekulanten konnte in Ruhe am Fortschritt des Netzwerks gearbeitet werden. Diese Arbeit macht sich nun in den Fundamentaldaten bemerkbar.
Mehr Transaktionen, weniger Gebühren
So hat etwa die tägliche Zahl der bestätigten Bitcoin-Transaktionen bereits im April ihren Tiefpunkt erreicht und sich seitdem wieder mehr als verdoppelt, während der Bitcoin-Kurs erst Mitte Dezember ein neues Zwischentief markiert hat. Daten von LocalBitcoins lassen darauf schließen, dass aktuell vor allem in Südamerika, Osteuropa und Afrika die dortigen Fiatwährungen in Bitcoin gewechselt werden. Vor allem in Regionen mit hoher Inflation oder unzureichender Bankeninfrastruktur ist die Funktion von Bitcoin als Wertspeicher und Zahlungsmittel nicht zu unterschätzen.
Beachtlich dabei: Trotz der steigenden Anzahl an Transaktionen verharren die Transaktionsgebühren seit Monaten auf sehr niedrigem Niveau. Aktuell kostet eine Bitcoin-Transaktion nach Daten von blockchain.info gerade einmal 0,20 Dollar. Inmitten des Hypes 2017 kletterten die Gebühren zeitweise auf fast 100 Dollar, was den Bitcoin als digitales Zahlungsmittel quasi nutzlos gemacht hat. Die stabil niedrigen Transaktionskosten deuten darauf hin, dass technische Verbesserungen das Netzwerk effizienter gemacht haben. Nach der Implementierung von SegWit im August 2017 tragen dazu aktuell Fortschritte bei Off-Chain-Lösungen wie dem Lightning-Netzwerk bei. Die Entwickler scheinen die Verschnaufpause nach der Vorjahresrallye also für spürbare Performanceverbesserungen des gesamten Ökosystems genutzt zu haben.
Institutionalisierung kommt...langsam
Beim Einstieg institutioneller Investoren in den Kryptomarkt wurden die hohen Erwartungen 2018 klar verfehlt. Vielversprechende Projekte wie die digitale Handelsplattform Bakkt, die Bitcoin-Futures der Nasdaq oder die „Tokenisierung“ klassischer Assetklassen in Form von Security Token könnten die Entwicklung 2019 beschleunigen. Zudem steht spätestens am 27. Februar die endgültige Entscheidung der SEC über den Bitcoin-ETF von SolidX und VanEck auf der Agenda. Sicher ist: Die Institutionalisierung des Bitcoin kommt – wenn auch etwas verspätet.
Totgesagte leben länger
Nach Einschätzung des AKTIONÄR sind die Abgesänge auf den Bitcoin übertrieben. Nach der fulminanten Rallye war eine Abkühlung unvermeidlich und hatte in gewisser Weise auch eine reinigende Wirkung. Nun gilt es, die Erfolgsgeschichte auf einem soliden Fundament fortzuschreiben. Langfristig sind dann auch wieder neue Hochs möglich.
Hinweis auf Interessenkonflikt:
Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die durch die durch die Publikation resultierende Kursentwicklung profitieren: Bitcoin, Bitcoin Cash.
Autor Nikolas Keßler hält unmittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate, die durch die durch die Publikation etwaig resultierende Kursentwicklung profitieren: Bitcoin.