Er ist einer der eigenwilligen Protagonisten im verfilmten Bestseller „The Big Short“: Steve Eisman. Eisman gehörte zu den wenigen Investoren, die frühzeitig die aufziehende Krise am US-Häusermarkt erkannten – und sich entsprechend erfolgreich positionierten. Sein Wort hat dementsprechend Gewicht in der Finanzwelt.
Inzwischen arbeitet Eisman als Portfoliomanager beim exklusiven Milliarden-Vermögensverwalter Neuberger Berman. In einem Interview mit CNBC gab Eisman einige Einschätzungen zum aktuellen Markt ab.
Zu Beginn ließ Eisman das vergangene Jahr Revue passieren: „Jeder dachte, es kommt eine Rezession. Das ist nicht passiert. Stattdessen hat der Markt das ganze Jahr hinweg die ,Wall of Worry‘ erklommen.“ Es ging also aufwärts, während alle dachten, dass eigentlich noch etwas Schlimmes passieren wird. Nun sehe es eigentlich ganz gut aus mit der Wirtschaft, fuhr Eisman fort. „Eine Sache macht mir aber Sorgen: Wenn alle – inklusive mir – so bullish sind, was soll den Markt oben halten?“ Diese Ansicht gelte aber kurzfristig. Langfristig ist Eisman nach eigenen Angaben weiterhin zuversichtlich.
Allerdings sagt Eismann: „Ich glaube nicht, dass es dieses Jahr drei Zinssenkungen geben wird.“ Der Markt übertreibe diesbezüglich vermutlich. Für die US-Notenbank gebe es schlicht keinen Grund zu so vielen Zinsschritten, falls die Wirtschaft stabil bleibe. Zudem gebe es das warnende Beispiel von Paul Volcker, unter dessen Führung in den Achtzigern aufgrund zu schneller Zinssenkungen die Inflation plötzlich wieder massiv aufgeflammt sei. Diese Geschichte könnten die aktuellen Notenbanker laut Eisman womöglich im Hinterkopf haben.
Schuldenkrise? Einfach mal den Mund halten
Natürlich wurde Eisman auch gefragt, ob er eine ausgewachsene US-Schuldenkrise aufziehen sieht. Klare Antwort: „Zu hundert Prozent: Nein!“ An der Börse gebe es den Spruch, wer zu früh dran sei, der habe unrecht. Eisman selbst sei in seinem Berufsleben einige Male zu früh dran gewesen. „Aber ich bin nicht 40 Jahre zu früh! Und die Leute, die mit der US-Verschuldung argumentieren, tun dies seit 30, 40 Jahren. Sie tun es immer noch und sagen, dass man deswegen Bitcoin kaufen soll. Meine Haltung dazu ist: Wenn man 40 Jahre lang zu früh dran ist, sollte man verdammt noch mal etwas demütig sein und seine Klappe halten!“
Das komplette Interview mit Eisman gibt es hier zu sehen: