Im Kampf um die Übernahme des texanischen Energieversorgers Oncor hat Warren Buffett einen Rückschlag erlitten – die Investmentlegende wurde überboten. Hinter dem Gegenangebot steckt allerdings nicht Konkurrent Paul Singer mit seinem Hedgefonds Elliott Management.
Die insolvente Energy Future Holdings (EFH) hat den Deal zum geplanten Verkauf ihrer 80-prozentigen Oncor-Beteiligung an Berkshire Hathaway platzen lassen, wie mit der Angelegenheit vertraute Personen am Sonntag mitteilten. Grund sei ein höheres Gebot von Sempra Energy.
Der kalifornische Energiekonzern bietet mit 9,45 Milliarden Dollar fast eine halbe Milliarde mehr als Buffett (rund neun Milliarden Dollar). Auch das geplante Gegenangebot von Singers Hedgefonds Elliott (9,3 Milliarden Dollar) übertrifft Sempra. Der Elliott-Chef – gleichzeitig auch der größte Gläubiger der insolventen Oncor-Mutter EFH – hatte die Berkshire-Offerte von Beginn an als zu niedrig abgelehnt. Er hatte angekündigt, jedes höhere Gebot zu unterstützen.
Buffett in der Zwickmühle
Offen ist nun, wie Buffett auf den Rückschlag reagierten wird. Einerseits sitzt er inzwischen auf fast 100 Milliarden Dollar Cash, könnte sein Gebot also spielend aufstocken. Zudem sind andere Übernahmeziele rar gesät und Oncor würde hervorragend ins Portfolio von Berkshire Hathaway Energy passen. Andererseits gilt der 86-Jährige als strikter Gegner von Wettbieten und hatte erst in der letzten Woche deutlich gemacht, dass er sein Gebot nicht nachbessern will.
Zudem ist fraglich, ob auch Sempra die nötige Unterstützung von Aufsichtsbehörden, Insolvenzgericht und Interessenvertretungen gewinnen kann. Während sie dem Buffett-Angebot im Vorfeld grünes Licht signalisiert hatte, sind zwei weitere Übernahmeversuche in der jüngeren Vergangenheit am Veto der Behörden gescheitert.
Langfristig top!
Sollte Buffett tatsächlich scheitern, würde die Jagd nach lukrativen Übernahmezielen zwangsläufig in die nächste Runde gehen. Ausgerechnet die Berkshire-Aktionäre könnten aber profitieren, wenn nicht bald ein entsprechender Deal zustande kommt. Denn in Anbetracht des riesigen Cash-Bestandes kann sich Buffett inzwischen sogar die Ausschüttung einer Dividende vorstellen – es wäre das erste Mal in der Geschichte von Berkshire Hathaway.