Berkshire Hathaway Energy, ein Tochterunternehmen von Warren Buffetts Investmentholding, will das texanische Energieunternehmen Oncor übernehmen. Es ist eine heiße Wette, denn zwei frühere Übernahmeversuche anderer Unternehmen haben die Behörden zuvor untersagt. Zudem hat Buffett mit dem Unternehmen noch eine Rechnung offen.
Anders als NextEra und Hunt Consolidated will Buffett nicht nur Oncor selbst, sondern auch die seit 2014 insolvente Dachgesellschaft Energy Future Holdings (EFH) übernehmen. Der Kaufpreis soll bei neun Milliarden Dollar in bar liegen, was einer Bewertung von 11,25 Milliarden Dollar für Oncor entspricht.
Zunächst hatte am Donnerstagabend das Wall Street Journal (WSJ) unter Berufung auf Insider über den bevorstehenden Deal berichtet. Ein Berkshire-Sprecher hat die Meldung inzwischen bestätigt. Branchenkenner gehen davon aus, dass Berkshire gute Chancen hat, von den Behörden grünes Licht für die Übernahme zu bekommen.
Die Investmentgesellschaft habe sich bereits einen guten Ruf erworben und bei anderen großen Versorgern gezeigt, dass sie die geschäftliche Lage der Unternehmen verbessern kann, ohne dabei die Stromkosten für die Bürger zu stark in die Höhe zu treiben. Laut Berkshire soll die Übernahme noch in diesem Jahr abgeschlossen werden.
„Großer Fehler“ im Jahr 2007
Oncor, der größte Energieversorger in Texas, würde sehr gut ins Portfolio von Berkshire Hathaway Energy passen. Unternehmen der Sparte sind in 18 US-Bundesstaaten, Kanada und Großbritannien aktiv und haben im abgelaufenen Geschäftsjahr rund 9,5 Prozent zum Gesamtumsatz der Holding in Höhe von 24,1 Milliarden Dollar beigetragen. Versorger gelten bei Ratingagenturen als sichere Investments, was sich positiv auf das Kreditrating der Holding auswirkt. Zudem locken für den Einsatz erneuerbarer Energien Steuererleichterungen.
Mit Energy Future hat Buffett darüber hinaus noch eine Rechnung offen: Ein 2-Milliarden-Dollar-Investment in Anleihen des Unternehmens aus dem Jahr 2007 hat dem Star-Inverstor einen seiner größten finanziellen Verluste eingebrockt. Nachdem die Gaspreise zwischenzeitlich eingebrochen waren, hatte Buffett die Position 2013 mit einem Vorsteuerverlust von 873 Millionen Dollar glattgestellt. Er bezeichnete die Wette damals als „großen Fehler“.
Zurück zu den Wurzeln?
In den vergangenen Monaten hatte die Buffett-Holding mit Investments in Unternehmen Schlagzeilen gemacht, um die der Star-Investor vorher lange einen Bogen gemacht hatte. Bei den jüngsten beiden Deals mit dem Finanzunternehmen Home Capital und dem Versorger Oncor setzt Buffett hingegen auf Branchen, mit denen er über Jahrzehnte hinweg Top-Renditen eingefahren hat.
Mit dem starken Fokus auf die „Old Economy“ und ohne junge Tech-Überflieger im Berkshire-Portfolio ist es für Buffett zuletzt schwerer geworden, den Markt zu schlagen. Trotzdem ist die Aktie für konservative Anleger nach wie vor ein gutes Langfrist-Investment