Bayer-Chef Werner Baumann wurde von seinen Aktionären auf der Hauptversammlung nicht entlastet, 55,5 Prozent des anwesenden Grundkapitals in Bonn stimmten dagegen. Trotz der Schlappe stellt sich der Aufsichtsratsvorsitzende Werner Wenning hinter den Konzernlenker, der selbst einen Denkzettel von den Aktionären verpasst bekommen hat.
Eine schallende Ohrfeige - vorerst ohne Konsequenzen
Wenning entlasteten die Aktionäre mit lediglich gut 66 Prozent. Die Abstimmungsergebnisse zeigen ganz klar: Das Vertrauen zwischen Vorstand respektive Aufsichtsrat und den Aktionären ist nicht mehr vorhanden. „Wir nehmen das Abstimmungsergebnis der Hauptversammlung sehr ernst", erklärte Aufsichtsratschef Werner Wenning. "Gleichzeitig steht der Bayer-Aufsichtsrat geschlossen hinter dem Vorstand." Obwohl das Votum rechtlich folgenlos ist, wurde Baumanns Position dadurch erheblich geschwächt.
Kritik ohne Ende
Im Vorfeld der wohl kritischsten Hauptversammlung eines DAX-Konzerns seit langem äußersten sich bereits eine Vielzahl an namhaften Aktionären zur Entlastung von Bayer und Aufsichtsrat. Interessant in diesem Zusammenhang: Die Auffassung der Deka. Zwar votierte der Vertreter der Fondsgesellschaft, Ingo Speich, gegen die Entlastung von Vorstand und Aufsichtsrat. Doch der Großaktionär (etwa 1,1 Prozent der Bayer-Anteile) versteht dies eher als Warnschuss. "Wir glauben im Prinzip auch an das Management", zitierte die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung (FAS) Speich vor der Hauptversammlung von Bayer.
Für Bayer ist es nun enorm wichtig, das verlorengegangene Vertrauen durch die Glyphosat-Rechtsstreitigkeiten zurückzugewinnen und die Risiken einzudämmen - die Abstimmungsergebnisse untermauern den enormen Vertrauensverlust. Sonst wird es schwierig, einen charttechnischen Turnaround zu vollziehen. Daher bleibt DER AKTIONÄR vorerst weiter bei seiner Einschätzung: Long-Positionen meiden.
(Mit Material von dpa-AFX)