Die Leverkusener haben die Zahlen zum zweiten Quartal vorgelegt und – wie auch von DER AKTIONÄR erwartet – den Ausblick für das laufende Geschäftsjahr angehoben. Überraschender ist hingegen ein milliardenschwerer Zukauf, den Bayer unter Dach und Fach gebracht hat. Für bis zu zwei Milliarden Dollar schluckt der DAX-Konzern die Biotech-Gesellschaft Vividion Therapeutics.
Dem Vernehmen nach stieg der Umsatz im zweiten Quartal um 12,9 Prozent auf knapp 10,9 Milliarden Euro. Das EBITDA vor Sondereinflüssen verringerte sich hingegen um 10,6 Prozent auf 2,58 Milliarden Euro.
Prognose rauf
Beim Ausblick wird Bayer optimistischer. Für den Umsatz erwarten die Leverkusener nun etwa 44 Milliarden Euro (vorher 42 Milliarden bis 43 Milliarden Euro), was einem Anstieg von sechs Prozent gegenüber dem Vorjahr bedeuten würde. Das Ergebnis je Aktie soll sich zwischen 6,40 und 6,60 Euro einfinden. Zuvor stellte Bayer etwa 6,10 bis 6,30 Euro pro Papier in Aussicht.
Nächste Übernahme
Mit dem Zukauf des auf die Analyse krankmachender Proteine spezialisierten US-Unternehmens Vividion will Bayer seine Pharmaforschung vorantreiben. Dabei mussten die Leverkusener schnell sein, weil Vividion parallel Börsengangpläne verfolgte und bereits erste Unterlagen bei den Behörden eingereicht hatte. "Vom ersten Telefonat bis zur Unterschrift vergingen nur sieben Wochen", sagte Bayer-Pharmachef Stefan Oelrich im Gespräch mit der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX. Bis zu zwei Milliarden US-Dollar wird sich der Pharma- und Agrarchemiekonzern die Übernahme kosten lassen. 1,5 Milliarden davon sollen nach dem für das dritte Quartal erwarteten Abschluss der Transaktion fließen, weitere bis zu 500 Millionen sind je nach Erfolg möglich.
Vividion forscht an Wegen, um krankheitsauslösende Eiweiße mit Medikamenten angehen zu können, für die es bisher keine Behandlungsmöglichkeiten gibt. Dazu zählen bestimmte Krebsarten und immunologische Erkrankungen wie der Reizdarm. Das US-Unternehmen untersucht mit seiner Technologie die Oberflächen von schwer adressierbaren Eiweißen auf potenzielle Bindungsstellen, sogenannte Bindetaschen. An diese könnten Medikamente dann eventuell andocken.
Die Erhöhung der Prognose von Bayer war vom Markt erwartet worden, der Zukauf überrascht hingegen mehr. Die Reaktion der Aktie auf die optimistischeren Ziele sollte sich in Grenzen halten. DER AKTIONÄR bleibt für den DAX-Wert aufgrund der Glyphosat-Rechtsstreitigkeiten, die immer noch nicht endgültig vom Tisch sind, ohnehin skeptisch gestimmt. Es gibt klar bessere Aktien im deutschen Leitindex.
(Mit Material von dpa-AFX)