Auf der bevorstehenden Hauptversammlung wird sich das Bayer-Management rund um Bayer-Chef Werner Baumann unangenehmen Fragen stellen müssen. Steht ein Verkauf des Currenta-Anteils bevor? Was passiert mit der Sparte Animal Health? Wie läuft es – und vor allem wie geht es – mit dem Pharma-Geschäft weiter? Letzteres hat DER AKTIONÄR genauer unter die Lupe genommen.
Mehrere Blockbuster im Portfolio
Sicherlich dreht sich alles um Glyphosat und die unabsehbaren Folgen durch die Rechtsstreitigkeiten in den USA. Doch das betrifft die Sparte Crop Science, nicht das Pharma-Geschäft, bei dem sich die Leverkusener vor allem auf Xarelto in den letzten Jahren verlassen konnte. Der Blutgerinnungshemmer soll 2021 laut Analystenschätzungen erstmals die Umsatzmarke von satten fünf Milliarden Dollar überschreiten. Vor Kurzem hat Bayer einen Vergleich in Sachen Xarelto in den USA gezogen. Mehr dazu lesen Sie hier. Allerdings laufen die Xarelto-Patente im Jahr 2024 aus. Dann können sich die Leverkusener möglicherweise auf Umsatzeinbußen einstellen.
Quelle: Bloomberg
Ebenfalls zu den Blockbustern zählt Eylea. Doch auch hier droht Gegenwind – aus der Schweiz. Der Pharma-Gigant Novartis hat vor Kurzem für Brolucizumab in den USA die Zulassung beantragt, ein Vermarktungsstart ist sogar noch in diesem Jahr möglich. Dabei handelt es sich um ein Konkurrenzprodukt von Eylea, das in den Vereinigten Staaten von Bayer mit Regeneron Pharmaceuticals vermarktet wird. zum Blockbuster-Portfolio gehört auch die Hormonspirale Mirena.
Hinter den Top-Sellern kann Bayer auf eine Vielzahl an Medikamenten setzen, die in einer Range von 0,5 bis 0,7 Milliarden Euro jedes Jahr in die Kasse spülen. Dazu zählt unter anderem das Krebsmedikamente Nexavar, Xofigo und Stivarga.
Hoffnungsträger Vitrakvi
Apropos Krebsmedikamente: Zu den größten Hoffnungsträgern im Bayer-Portfolio zählt Vitrakvi (LOXO-101). Das Präparat stehe für ein neues Konzept in der Krebsbehandlung, heißt es von Unternehmensseite. DER AKTIONÄR setzt große Stücke auf den Ansatz der Präzisionsonkologie und sieht enorme Chancen, dass nach der Übernahme von Loxo Oncology durch Eli Lilly die Akquisitionsaktivitäten in diesem Bereich auf einem hohen Niveau bleiben könnten. Als Top-Übernahmekandidaten in diesem Forschungssegment hat DER AKTIONÄR Blueprint Medicines auf der Rechnung.
Unter dem Strich steht die Pharma-Sparte von Bayer gut da, abgesehen von temporären Lieferproblemen bei bestimmten Medikamenten. Doch langfristig müssen sich die Leverkusener auf Gegenwind einstellen. Noch sorgt allen voran der Top-Seller Xarelto für Wachstum. Für 2019 stellt Bayer für die Sparte einen Zuwachs von rund vier Prozent in Aussicht bei attraktiven Margen.
Quelle: Bayer
Im Zuge der Unsicherheiten durch die Glyphosat-Rechtsstreitigkeiten ist die Marktkapitalisierung von Bayer auf etwa 58 Milliarden Euro geschrumpft. Das Management rund um CEO Werner Baumann muss sich schleunigst etwas einfallen lassen, um das Vertrauen der Investoren zurückzugewinnen und auch wieder einen Mehrwert für Aktionäre zu schaffen. Sparten-Verkäufe beziehungsweise ein potenzieller Börsengang der Pharma-Sparte könnten der Aktie wieder auf die Sprünge helfen.
An der Situation bei Bayer hat sich nichts geändert. DER AKTIONÄR bleibt vorerst weiter bei seiner skeptischen Einschätzung und rät, das Geschehen weiter von der Seitenlinie aus zu beobachten.