Bayer-Aktien drehen am Mittwoch regelrecht auf, bauen ihre Gewinne von Stunde zu Stunde aus, notieren einsam und unangefochten an der Spitze der Gewinnerliste im Auswahlindex DAX. Der Grund? Es gibt zwei. Zum einen den Verkauf einer Randsparte und ein damit verbundener höherer Ertrag als erwartet. Und zum anderen interpretieren Marktteilnehmer eine Meldung in Zusammenhang mit der Klagewelle gegen Monsanto optimistisch.
Diese Meldung hat es offenbar in sich. Der für den 19. August angesetzte nächste US-Prozess um mögliche Krebsrisiken glyhposathaltiger Unkrauftvernichter wird laut einem Bericht der Wirtschaftswoche offenbar verschoben. Ebenso soll ein für September geplantes Verfahren vertagt werden, wie das Magazin am Mittwoch unter Berufung auf US-Justizkreise schrieb. Eine Stellungnahme seitens der Gerichte gebe es noch nicht, hieß es weiter.
Bayer geht allerdings davon aus, dass der für August angesetzte Prozess verschoben wird, wie ein Sprecher des Agrarchemie- und Pharmakonzern der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX sagte. Ob es auch andere Prozesse betrifft, konnte er nicht sagen. Die Bayer-Aktien bauten ihre Gewinne zuletzt auf mehr als 7 Prozent aus.
Zum Hintergrund der möglichen Verschiebung der Verhandlungen konnte der Bayer-Sprecher keine Angaben machen. Der ursprünglich für August geplante Fall hätte in St. Louis angestanden - ausgerechnet der US-Agrarmetropole, in der Monsanto 1901 gegründet wurde und bis zur Übernahme durch Bayer seinen Hauptsitz hatte. Die Klägerin Sharlean Gordon macht Roundup für ihre Erkrankung an Lymphdrüsenkrebs verantwortlich.
Es wäre nach bereits drei von Bayer in erster Instanz verlorenen Glyphosat-Prozessen mit Schadensersatzforderungen im jeweils mittleren bis hohen zweistelligen Millionen-Dollar-Bereich der vierte Fall gewesen. Während die Leverkusener bislang klare Kante zeigten und vor Berufungsgerichte ziehen wollen, gingen zuletzt immer mehr Analysten davon aus, dass es früher oder später zu einer Einigung mit den Klägern kommen dürfte. Angesichts von zuletzt 18.400 Klägern rechnen Experten mit mehreren Milliarden Euro kosten.
Für den arg gebeutelten Aktienkurs wäre ein Vergleich nach Expertenmeinung ein Befreiungsschlag. Trotz der harten Linie von Bayer hatte Konzernchef Werner Baumann zuletzt abermals gesagt, dass ein Vergleich durchaus in Frage käme, wenn er wirtschaftlich Sinn machen würde.
Die Meldung über eine Verschiebung der nächsten Prozesse rund um Glyphosat kommt zur rechten Zeit. Nach dem Verkauf des Chemieparkbetreibers Currenta ins Ausland und einem höher als erwartet ausgefallenen Verkaufserlös nährt die eingangs erwähnte Meldung die Hoffnung der Anleger auf eine Trendwende bei dem arg gebeutelten Papier. Eine aktuelle Einschätzung zur Bayer-Aktie finden Sie in der neuen Ausgabe des AKTIONÄR, die am Mittochabend ab 22 Uhr als E-Paper zum Abruf bereit steht.
Mit Material von dpa-AFX