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BASF-Finanzvorstand Engel im Interview: "Ziel bleibt eine attraktive Dividendenrendite"

BASF-Finanzvorstand Engel im Interview:
Foto: BASF
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Thorsten Küfner 11.11.2021 Thorsten Küfner

Die Geschäfte bei BASF laufen weiterhin stark - und die Aussichten bleiben ebenfalls gut. Dies belegten die erst kürzlich vorgelegten Zahlen des DAX-Konzerns. DER AKTIONÄR sprach mit dem Finanzvorstand des weltgrößten Chemiekonzerns, Dr. Hans-Ulrich Engel, über die aktuellen Entwicklungen in China, zukünftige Herausforderungen und natürlich die Dividende. 

Sehr geehrter Herr Dr. Engel, zahlreiche Anleger hierzulande sorgen sich um die weitere Entwicklung der chinesischen Volkswirtschaft. Wie bewerten Sie die aktuelle Lage in China?

China ist die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt und in den vergangenen 20 Jahren durch eine erstaunliche Entwicklung gegangen. Das Reich der Mitte will nachhaltiger werden, den CO2-Fußabdruck reduzieren und 2060 klimaneutral sein. Dafür sind Beiträge der chemischen Industrie unverzichtbar. BASF ist deshalb als Investor hochwillkommen, der hohe Sicherheitsstandards, innovative Technologien und vorausschauende Nachhaltigkeitskonzepte mitbringt. Wir sind in dem Land seit mehr als 130 Jahren wirtschaftlich aktiv und sehr erfolgreich.

Wenn wir auf unser aktuelles BASF-Geschäft im dritten Quartal 2021 schauen, so bringt Greater China in einem starken Quartal für die BASF-Gruppe einen hohen Ergebnisbeitrag. Es ist über die vergangenen sechs Quartale die am stärksten wachsende und profitabelste Subregion in der BASF-Gruppe, wenngleich wir im 3. Quartal einen leichten, ausschließlich durch das Automobilgeschäft verursachten Mengenrückgang hatten – dies allerdings im Vergleich zu einem sehr starken dritten Quartal 2020, in dem wir ein Wachstum von 17 Prozent verbuchen konnten.

Ein strukturelles Risiko für die Nachfrage in China durch die kürzlich eingeführten „Dual Control“-Maßnahmen zur Reduzierung der Energie- und Emissionsintensität sehen wir nicht. Die Auswirkungen auf BASF sind bisher minimal. BASF YPC in Nanjing läuft mit voller Kapazität. Die Baumaßnahmen für unseren neuen Verbundstandort in Zhanjiang sind ebenfalls gut im Plan.

BASF
Seit 1988 bei BASF, seit 2011 Finanzvorstand: Dr. Hans-Ulrich Engel.

Mit welchen Entwicklungen rechnen Sie in den kommenden Monaten für das Chemiegeschäft?

Insgesamt erwarten wir weltweit eine gute Nachfrage aus fast allen Industrien bis zum Jahresende und auch darüber hinaus. Das Geschäft mit der Automobilindustrie, einer unserer wichtigsten Kundenindustrien, wird herausfordernd bleiben. Das Produktionsniveau liegt weit unter der Verbrauchernachfrage nach Autos. Die Anzahl der tatsächlich produzierten Fahrzeuge wird weiterhin von der Verfügbarkeit von Halbleitern abhängen. Wir gehen davon aus, dass die Lieferschwierigkeiten mindestens bis Mitte des nächsten Jahres anhalten werden. Die Margen in unseren Upstream-Geschäften normalisieren sich langsam von einem sehr hohen Niveau angesichts sich verbessernder Verfügbarkeit bei stabiler Nachfrage.

Aufgrund der anhaltend guten Geschäftsentwicklung der BASF-Gruppe und der Erwartung einer weiterhin soliden Nachfrage haben wir unsere Prognose für das Geschäftsjahr 2021 angehoben. Wir erwarten nun einen Umsatz in der Größenordnung von 76 Milliarden Euro bis 78 Milliarden Euro. Unser EBIT vor Sondereinflüssen wird voraussichtlich zwischen 7,5 Milliarden Euro und 8,0 Milliarden Euro liegen.

"Ein wichtiges Thema ist der Klimawandel, der uns Sorgen bereitet und bereiten muss."

Welche aktuellen politischen und/oder wirtschaftlichen Herausforderungen bereiten Ihnen aktuell die größten Sorgen?

In praktisch allen Wertschöpfungsketten sind unsere Lieferanten, unsere Kunden und wir zurzeit mit zahlreichen Herausforderungen konfrontiert: Dies sind steigende Rohstoff-, Energie- und Transportkosten, Lieferkettenengpässe und damit einhergehende, wenig vorhersehbare Probleme mit der Verfügbarkeit von Materialien. Die Situation erfordert ein erhöhtes Maß an Koordination und einen engen Austausch mit Kunden und Lieferanten.

Ein wichtiges Thema ist der Klimawandel, der uns Sorge bereitet und bereiten muss. Auch hier kommt es bei der Erarbeitung von Lösungen darauf an, dass alle Akteure Hand in Hand arbeiten: Gesellschaft, Politik und Wirtschaft. An ehrgeizigen Zielen fehlt es nicht, aber wohl an einem klar aufgezeigten Weg zu ihrer Erreichung. BASF hat ihren Weg in Richtung Klimaneutralität ab dem Jahr 2050 definiert. Wir haben uns konkrete Maßnahmen vorgenommen für eine Reduktion der CO2-Emissionen – trotz wachsender Produktion. Wir wollen unsere CO2-Emissionen bis 2030 im Vergleich zu 2018 um 25 Prozent reduzieren; das entspricht einem Minus von 60 Prozent im Vergleich zu 1990. Darauf werden wir unsere Technologien, Prozesse und unser Produktportfolio ausrichten und forcieren diese Transformation.

Deshalb werden wir verstärkt auf den Einsatz erneuerbarer Energien setzen, und wir beschleunigen die Entwicklung und den Einsatz neuer CO2-freier Verfahren für die Herstellung von Chemikalien. Mit Transparenz und Angeboten zur gezielten schrittweisen Reduktion des CO2-Fußabdrucks von BASF-Produkten entlang der gesamten Wertschöpfungskette unterstützen wir unsere Kunden in allen Industrien, den CO2-Fußabdruck ihrer eigenen Produkte zu reduzieren. Ende dieses Jahres werden wir für jedes unserer rund 45.000 Verkaufsprodukte unseren Kunden sagen können, wieviel CO2 mit ihrer Herstellung verbunden war, und dies für Scope 1, 2 und 3.

BASF (WKN: BASF11)

Und für welche Märkte oder Segmente sind Sie gerade im Hinblick auf das Jahr 2022 besonders optimistisch gestimmt?

Bei BASF sehen wir uns für die nächsten Jahre sehr gut aufgestellt. Derzeit profitieren wir von einem starken Upstream-Geschäft. Im kommenden Jahr erwarten wir, dass auch unser Downstream-Geschäft wieder höhere Ergebnisse erzielen wird. Im laufenden Jahr sind diese Geschäfte mit starken Rohstoffkostensteigerungen konfrontiert, die bisher nur zum Teil an die Kunden weitergegeben werden konnten.

Mit besserer Verfügbarkeit von Halbleitern im zweiten Halbjahr 2022 werden wir von den wieder steigenden Produktionszahlen in der Automobilindustrie profitieren. Wichtige Wachstumstreiber werden in den nächsten Jahren unsere Batteriematerialien sein. Auch China wird als regional wichtigster Wachstumsmarkt, in den wir mit unserem Verbundstandort-Projekt in Zhanjiang investieren, weiter an Bedeutung gewinnen.

Bei unseren Lesern zählt BASF auch wegen der traditionell spendablen Dividendenpolitik zu den beliebtesten Aktien. Was können Dividendenjäger in den kommenden Jahren von BASF erwarten?

Ziel ist und bleibt es, unseren Aktionärinnen und Aktionären eine attraktive Dividendenrendite zu bieten und die Dividende pro Aktie basierend auf einem starken Free Cashflow jährlich zu erhöhen. Auch für das pandemiebedingt schwierige Geschäftsjahr 2020 hat BASF, bei einer konstanten Dividende je Aktie gegenüber dem Vorjahr, ihren Aktionären auf Basis des Jahresschlusskurses 2020 eine hohe Dividendenrendite von rund 5,1 Prozent geboten. Daran können Sie ablesen, welch hohe Bedeutung wir einer verlässlichen Dividendenpolitik auch in schwierigen Zeiten beimessen.

BASF
Dividende in Euro

DER AKTIONÄR bleibt weiterhin grundsätzlich für positiv BASF gestimmt. Marktumfeld und Aussichten stimmen nach wie vor. Darüber hinaus ist die Dividendenperle immer noch moderat bewertet. Doch wegen des anhaltend schwachen Charts drängt sich aktuell technisch betrachtet vorerst kein Kauf auf. Investierte Anleger können aber dabeibleiben (Stoppkurs: 58,00 Euro).

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