Die deutschen Autobauer verzeichnen zum Wochenauftakt deutliche Zuwächse an den Börsen. Allen voran die Volkswagen-Vorzüge legen mit in der Spitze 5,3 Prozent zu. Ausschlaggebend ist, dass die EU wohl die Vorgaben für die CO₂-Flottenziele lockern wird. Die Grenzwerte würden bei zahlreichen Autobauern zu hohen Kosten führen – entsprechend groß ist nun die Erleichterung.
Nach wochenlangen Diskussionen mit Vertretern aus der Branche hat die EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen am Montag in Brüssel angekündigt, die CO₂-Flottenziele entschärfen zu wollen. Anstatt die Grenzwerte jährlich zu erfüllen, sollen die Autobauer nun einen Dreijahreszeitraum erhalten, um ihre CO₂-Werte auszugleichen. Diese Regelung soll bereits am Mittwoch beschlossen werden und gilt für die Jahre 2025 bis 2027. Damit soll verhindert werden, dass Hersteller für kurzfristige Abweichungen hohe Strafen zahlen müssen.
Von der Leyen sprach von einer „ausbalancierten Lösung“, die den Unternehmen mehr Spielraum gibt, ohne die Klimaziele aufzugeben. „Diejenigen, die ihre Hausaufgaben gemacht haben, dürfen nicht bestraft werden“, betonte sie. Gleichzeitig brauche es Pragmatismus bei drohenden Strafzahlungen.
Milliardenstrafen drohen
Die Entscheidung der Kommission folgt auf massive Bedenken aus der Industrie. Die Autobauer hatten mit Milliardenstrafen gerechnet, falls sie die neuen Flottengrenzwerte nicht einhalten würden. Der europäische Branchenverband ACEA hatte die möglichen Kosten für die Industrie auf bis zu 16 Milliarden Euro geschätzt. Besonders betroffen wären Traditionshersteller wie Volkswagen und Mercedes-Benz, die noch immer stark vom Verkauf von Verbrennerfahrzeugen abhängen. Hohe Strafzahlungen hätten nicht nur die Gewinne geschmälert, sondern auch Investitionen in Forschung und Entwicklung gefährdet.
Verbrennerverbot ab 2035 bleibt bestehen
Die langfristigen CO2-Ziele, darunter das Verbot neuer Verbrenner ab 2035, bleiben jedoch unangetastet. Weitere Erleichterungen könnten aber folgen, denn sowohl die Industrie als auch die konservative EVP-Fraktion im Europaparlament drängen auf eine generelle Überarbeitung der Klimavorgaben.
Weniger Druck auf deutsche Hersteller
Besonders für die deutschen Autobauer bringt die Lockerung der Regeln eine spürbare Entlastung. Bisher haben einige Hersteller versucht, ihre CO₂-Ziele über sogenannte Pooling-Vereinbarungen zu erfüllen. Diese ermöglichen es Autobauern, ihre Emissionen zu verrechnen. Hersteller mit höheren CO₂-Flottenwerten kaufen Gutschriften von anderen (unter anderem Tesla), um die Strafen zu vermeiden und ihre Flottenziele zu erreichen.
Lockerere CO2-Vorgaben dürften den Autobauern deutliche Einsparungen bringen. Gerade in der aktuell schwierigen Phase mit starker chinesischer Konkurrenz sowie drohenden US-Zöllen ist das eine positive Nachricht. Die deutschen Autobauer legen jedenfalls am Vormittag durch die Bank zu. BMW (+2,5%), Mercedes-Benz (+2,8%), die Porsche AG (+2,7%) und Volkswagen (+5,3%) gehören am Montag neben Rüstungswerten zu den stärksten DAX-Titeln. DER AKTIONÄR favorisiert aus diesem Quartett die Aktien von BMW und der Porsche AG.
Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Vorstand und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Mercedes-Benz, Porsche AG , Volkswagen Vz..