Die sehr unterschiedlichen Ergebnisse der Autobauer im ersten Halbjahr haben nach Einschätzung des Auto-Experten Ferdinand Dudenhöffer vom CAR-Institut "verdeckte Probleme offengelegt". Der Autoabsatz des VW-Konzerns sei um 28 Prozent, von Toyota um 29 Prozent eingeknickt. Während die meisten Automobil-Hersteller in Verlusten versanken, konnten Tesla und Porsche einen Gewinn erwirtschaften.
Während Volkswagen pro Auto 415 Euro Verlust gemacht hat, erzielten Toyota 533 Euro und die französische Opel-Mutter PSA sogar 707 Euro Gewinn je Auto. Das zeige, "dass im VW-Konzern sicher stärkere Anpassungen als bei Toyota erfolgen müssen", schrieb Dudenhöffer in einer Studie.
Die Zeit dränge, denn VW habe vom China-Geschäft profitiert, das bei PSA noch kaum vorhanden sei. Und mit der Fusion von PSA und Fiat Chrysler würden auch die Größenvorteile von VW geringer.
„Ohne China würde die deutsche Autoindustrie erheblich schlechter aussehen. Oder mit anderen Worten: Die enge Vernetzung mit China ist ein Glücksfall für die deutsche Autoindustrie“, sagt Dudenhöffer.
Ebenso überraschend sei der Vergleich in der Oberklasse. Der Verlust pro verkauftem Auto betrage bei BMW rund 1100 Euro, bei Mercedes und Audi weniger als 600 und bei Volvo nur 343 Euro, obwohl sie ähnliche Absatzeinbrüche hatten.
Hohe Verluste in der Corona-Krise seien "ein Indikator für den Anpassungsbedarf der einzelnen Unternehmen", so Dudenhöffer. Denn die Erholung der Automärkte in Europa und Amerika werde sehr lange dauern. "Kapazitäten müssen daher abgebaut werden."
Trotz Krise verdiente Porsche fast 10.000 Euro an jedem Auto, Tesla fast 3.000 Euro. Den Gewinn des US-Elektropioniers durch den Verkauf von CO2-Zertifikaten an andere Autobauer rechnete Dudenhöffer dabei mit ein.
„Tesla ist, wie Porsche, klarer Gewinner in der Krise. Während alle ihre Produktionskapazitäten verkleinern setzt Tesla ein gewaltiges Wachstumsprogramm um“, sagt Auto-Experte Dudenhöffer.
Im Gegensatz zu allen anderen investiere Tesla in neue Werke.
GM habe sich auf die Märkte in Amerika und China konzentriert und mache Gewinn - Ford schreibe tiefrote Zahlen. Der neue Ford-Chef Jim Farley dürfte in den nächsten Monaten abwägen, ob und wie das Europa-Geschäft nachhaltig restrukturiert werden könne, erwartet Dudenhöffer.
Trotz der schwachen Zahlen von VW, BMW und Daimler hellt sich die Stimmung innerhalb der Branche der Automobil-Hersteller wieder auf. Die Aussagen der Firmenchefs werden von Monat zu Monat positiver und der chinesische Automarkt erholt sich von der Coronakrise weitaus schneller als von vielen Experten erwartet. In Sachen E-Mobility haben VW, BMW und Daimler an Geschwindigkeit zugelegt.
Nachdem die Daimler-Aktie die 200-Tage-Linie hinter sich gelassen hat, sprang das Papier auch über den 2018er Abwärtstrend bei 42,30 Euro. Nächstes Etappenziel ist der horizontale Widerstand bei 45,50 Euro.
Aus technischer Sicht ergibt sich für die VW-Aktie neues Potenzial, sobald die wichtige 200-Tage-Linie bei 148,50 Euro überwunden wird.
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