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30.09.2021 Michael Schröder

Aurelius-Vorstand: „Exit-Erlöse im deutlichen dreistelligen Millionenbereich“

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Aurelius

Die Aktie von Aurelius ist im laufenden Jahr zwar ganz ordentlich unterwegs. Dennoch notiert der Kurs der Beteiligungsgesellschaft noch deutlich unter dem zum 30. Juni ausgewiesenen Net Asset Value (NAV) je Aktie von 38,46 Euro. DER AKTIONÄR sprach mit CEO Matthias Täubl und Richard Schulze-Muth, der ab 1. Oktober die CFO-Position übernimmt, über lukrative Exit-Optionen, eine mögliche Ausweitung einer bestehenden Anleihe und das Thema Dividenden.

DER AKTIONÄR: Herr Schulze-Muth, Sie übernehmen das Amt des Finanzvorstands. Was reizt Sie an Ihrer neuen Position am meisten?

Richard Schulze-Muth: Ich kenne das Unternehmen nun bereits seit einigen Jahren, wir haben ein sehr dynamisches Geschäftsmodell. Man lernt ständig dazu, wir kaufen Unternehmen aus den verschiedenen Branchen, die alle spezielle Bedarfe für ihre erfolgreiche Neuausrichtung haben. Und für meinen Bereich speziell die Tatsache, dass wir bei den entsprechenden Finanzierungen auch immer sehr individuelle Lösungen finden müssen. Das macht meinen Job jeden Tag aufs Neue reizvoll. Und bei alldem kann ich auf ein tolles, langjährig zusammengewachsenes Team bauen. Ich freue mich sehr, dies nun in der Rolle des CFO fortzuführen.

Ab 1. Oktober neuer CFO: Richard Schulze-Muth

Zu Ihren ersten Tätigkeiten gehört eine Investoren-Roadshow mit Anleiheinvestoren. Ihre Tochter Aurelius Equity Opportunities AB erwägt eine Ausweitung der bestehenden Anleihe. Was planen Sie konkret und wofür benötigen Sie das Kapital?

Schulze-Muth: Der M&A-Markt ist heiß, die meisten Volkswirtschaften erleben einen deutlichen Aufschwung mit Auslaufen der Corona-Krise. Gleichzeitig hält eine gewisse Unsicherheit an. Diese Kombination führt zu jeder Menge an potenziellen Übernahmekandidaten für uns – sowohl in Bezug auf mögliche Plattform als auch Add-on-Investments. Und mit unserem um Co-Investitionen erweiterten Investitionsfokus steigt diese Zahl noch deutlich an. Das frische Geld hilft uns, diese Opportunitäten bestmöglich im Sinne unserer Stakeholder zu nutzen.

Steigt nach der Strategieerweiterung um Co-Investments, die den Abschluss größerer Deals ermöglicht, nun generell der Kapitalbedarf bei Aurelius?

Schulze-Muth: Durch das neue Investitionsfeld der Co-Investitionen mit dem Aurelius European Opportunities IV Fond erhöht sich die Zahl der potenziellen Transaktionen. Unser Co-Investitionsanteil bleibt an sich gleich, eine erhöhte Transaktionszahl führt aber eben zu mehr Investitionsvolumen in Summe. Im Umkehrschluss werden wir in den kommenden Jahren aber auch deutlich ansteigende Mittelrückflüsse aus Exits sehen. In absehbarer Zeit sehe ich daher keinen deutlich höheren Verschuldungslevel.

CEO Matthias Täubl

Apropos Exits: Herr Täubl, in Finanzkreisen wird diskutiert, dass Sie in den kommenden zwei Jahren Exit-Erlöse im mittleren bis hohen dreistelligen Millionen-Euro-Bereich erlösen könnten. Ist diese Größenordnung realistisch?

Matthias Täubl: In den nächsten zwölf bis 18 Monaten werden einige unserer Unternehmen die Verkaufsreife erlangen und entsprechende Verkaufsprozesse angestoßen. Daher rechnen wir auf Sicht von zwei Jahren mit Exit-Erlösen im deutlichen dreistelligen Millionenbereich. Wenn man berücksichtigt, dass diese dann exitreifen Firmen zusammen ein operatives Ergebnis von voraussichtlich rund 100 Millionen Euro im Jahr 2021 erzielen werden und setzt man dabei ein branchenübliches Exit-Multiple an, ist die von Ihnen genannte Größenordnung nicht unrealistisch.

Wie würden Sie die zufließenden Gelder verwenden? Welcher Anteil soll reinvestiert werden und wie viel stünde für Dividenden und mögliche Aktienrückkäufe zur Verfügung?

Schulze-Muth: Wir werden weiter in interessante Unternehmen investieren. Neben den klassischen Plattforminvestitionen und entsprechenden Add-ons auch in die Co-Investments, die definitionsgemäß mit höheren Equity-Investments einhergehen sollten. Zudem wollen wir auch unsere Aktionäre entsprechend am Erfolg des Unternehmens beteiligen. Die Dividende von 1,25 und 1,50 Euro je Aktie für die beiden kommenden Jahre haben wir bereits genannt. Angesichts der zu erwartenden Exits und der damit verbundenen Rückflüsse beschäftigen wir uns aber natürlich intensiv mit Maßnahmen, die zusätzlichen unmittelbaren Wert für unsere Shareholder generieren würden.

Könnten Sie uns ein Beispiel für eine Beteiligung aus Ihrem Portfolio nennen, die in den nächsten zwei Jahren exitreif wird?

Täubl: Wir haben ja mehr als ein Dutzend Unternehmen, die in diese Kategorie fallen und über die ich hier gerne berichten würde. Eines davon ist die VAG, ein weltweit aufgestelltes Unternehmen und führender Anbieter von Armaturen für die Wasseraufbereitung und -verteilung, die Abwasserwirtschaft und die Energiewirtschaft. VAG profitiert von den globalen Themen wie Wasserknappheit, der daraus entstehenden Notwendigkeit die Nutzung und den Verbrauch von Wasser deutlich effizienter und sparsamer zu gestalten und hierzu eben die Wasserinfrastruktur auszubauen und zu modernisieren. Dass das Unternehmen diese Chancen zukünftig noch besser nutzen kann, dafür haben wir mit unseren operativen Experten seit Übernahme die Basis gelegt.

Welche wertsteigernden Maßnahmen haben Sie bei VAG konkret umgesetzt und welches Potenzial sehen Sie?

Täubl: Wir haben das Unternehmen neu ausgerichtet, die Organisation verschlankt und produktiver gemacht. Unter anderem haben wir die Komplexität im Produktportfolio reduziert, was sich zusammen mit einem ‚Supply Chain Excellence Program‘ positiv auf die Gesamtmarge niedergeschlagen hat. Ebenso konnten wir in kürzester Zeit die ICT-Landschaft optimieren, was wiederum zu erheblichen Effizienz-Gewinnen geführt hat. Und nicht zuletzt hat die Optimierung des globalen Footprints sowie der Vertriebsstrukturen in einem signifikanten Umsatzanstieg resultiert. VAG konnten wir zu einem überschaubaren Kaufpreis erwerben. Dank unserer operativen Expertise sehen wir ein nachhaltiges EBITDA-Level im deutlich zweistelligen Bereich. Angesichts dieser wirtschaftlichen Stärke und vor dem Hintergrund der sehr attraktiven Branche sind wir zuversichtlich, für VAG in den nächsten 24 Monaten einen signifikanten Verkaufserlös zu erzielen, welcher selbstverständlich auch unseren Aktionären zugutekommen wird.

Im ersten Halbjahr konnten Sie den NAV gegenüber dem Vorjahr um 14 Prozent auf 38,46 Euro je Aktie steigern. Welche Ihrer jüngst umgesetzten Beteiligungen würden Sie das größte Potenzial bescheinigen, zur künftigen NAV-Steigerung beizutragen?

Täubl: Großes Potenzial sehen wir in allen neuen Beteiligungen, für eine absolute Betrachtung spielt natürlich die Unternehmensgröße eine besondere Rolle. Wenn man eine mögliche prozentuale Steigerung des NAV betrachtet, dann sehe ich hier mehrere aussichtsreiche Werttreiber. So entwickeln sich u. a. unsere Plattforminvestitionen Moveero (zuvor: GKN), Rivus oder Hüppe sehr vielversprechend und auch die Co-Investments aps (vorher: Panasonic Europa) sowie SSEC bereiten operativ neben viel Arbeit auch Freude.

Sie haben die Schaffung von Shareholder Value als eines Ihrer obersten Ziele genannt. Was haben Sie dabei – neben der Erhöhung der für Investoren wichtigen Kennziffer NAV pro Aktie – noch im Blick?

Täubl: Wir wollen die Kommunikation mit unseren Investoren und weiteren Stakeholdern deutlich verstärken. Hierzu planen wir für das vierte Quartal eine Reihe an Unternehmensroadshows. Der Zeitpunkt dafür ist sehr günstig, neben der Ansprache neuer potenzieller Investoren erlaubt uns die dynamische Entwicklung auch, bestehenden Investoren ein interessantes Update zu geben. Zudem werden wir die im Herbst vergangenen Jahres begonnene Transparenzinitiative vorantreiben. Die bisherigen Maßnahmen kamen bei unseren Analysten und Investoren bereits gut an. Mit Richard als neuem CFO wollen wir intensiv daran anknüpfen. Wir werden beginnend mit dem dritten Quartal 2021 zusätzliche Transparenz in unsere Finanzberichterstattung bringen und weitere Informationen zur umfassenderen Bewertung der Aurelius Equity Opportunites veröffentlichen. Ich bin davon überzeugt, dass dies dazu führen wird, das Vertrauen der Investoren in unsere Gesellschaft und unser Geschäftsmodell nachhaltig zu stärken und sich so auch positiv auf den Shareholder Value niederschlagen wird.

Aurelius (WKN: A0JK2A)

Die Arbeit vom Vorstand macht sich bezahlt. Die Aktie konnte in den ersten Monaten des Jahres ihren Wert bereits spürbar steigern, tendiert seit April in einer engen Range seitwärts. Mit Blick auf den nach wie vor deutlichen Abschlag zum NAV und sowie der Aussicht auf weitere Exits und Dividenden dürfte der nachhaltige Ausbruch aus der Seitwärtsbewegung schon bald gelingen. Berenberg hat für die Aktie ein Kursziel von 40 Euro unter die Kaufempfehlung gesetzt. Die Analysten von Hauk & Aufhäuser sehen den Wert sogar erst bei 56 Euro fair bewertet. Die Aurelius-Aktie bleibt damit eine interessante Depotbeimischung für mittel- und langfristig orientierte Anleger.

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