Höhere Mieten und ein geringerer Leerstand seiner Gebäude haben dem Gewerbeimmobilien-Spezialisten Aroundtown im vergangenen Jahr zu einem Ergebnissprung verholfen. Trotzdem verliert die Aktie deutlich Wert. Bei den Analysten herrschen unterschiedliche Meinungen beim Blick auf die Zahlen und den Ausblick.
Die Luft werde dünner für Aroundtown, schrieb Jefferies-Analyst Thomas Rothäusler. Die Kennziffern hätten seine Einschätzung bestätigt, dass die Dynamik nachlasse. Bei Goldman-Sachs-Experte Jonathan Kownator sind die Zahlen auch etwas schlechter als von ihm erwartet ausgefallen. Die Berenberg Bank bewertet die Jahreszahlen dagegen als stark, sie seien besser ausgefallen als geschätzt. Der Ausblick sei ebenfalls positiv. Auch beim Bankhaus Lampe lagen die Zahlen über den Schätzungen.
Der operative Gewinn FFO 1 (Funds from Operations) wuchs im Vergleich zum Vorjahr um 38 Prozent auf 406 Millionen Euro. Die Kennzahl gibt an, wie viel Geld dem Unternehmen aus dem laufenden Geschäft nach Abzug vor allem von Zinszahlungen und Steuern bleibt - daran orientiert sich die Dividende. An die Anteilseigner will das Unternehmen 25 Cent je Aktie ausschütten nach 23 Cent im Vorjahr. Experten hatten mit 26 Cent gerechnet. Für das laufende Jahr rechnet das Management mit weiteren Zuwächsen. Der FFO 1 soll auf 460 bis 470 Millionen Euro steigen.
Der EPRA NAV (Net Asset Value, Substanzwert) verbesserte sich um 35 Prozent auf 8,7 Milliarden Euro oder 7,70 Euro pro Aktie. Mancher Analyst hatte auch hier mit einem schnaps mehr gerechnet. Positiv hervorzuheben ist aber die niedrige Beleihungsquote (Loan-to-Value Ratio, LTV), die nur bei 35 Prozent liegt und besser ist als beispielsweise bei Vonovia. Auch stark: Die Gesamtnettomietsteigerung bezifferte sich auf 4,8 Prozent, wovon 2,6 Prozent auf die Erhöhung der Netto-Ist-Miete und 2,2 Prozent auf Belegungssteigerungen zurückzuführen sind.
Fokus auf Gewerbe-Immobilien
Der MDax-Konzern profitiert schon seit geraumer Zeit vom anziehenden Gewerbeimmobilienmarkt, auf den sich das Unternehmen seit der Abspaltung der Wohnimmobilien-Gesellschaft Grand City Properties konzentriert. In den vergangenen Jahren hat der Konzern den Wert seines weltweiten Immobilienbestands erheblich steigern können. 2015, dem Jahr des Börsengangs, betrug der Wert der Immobilien noch 2,4 Milliarden Euro. Im Berichtszeitraum kamen Hotel- und Büroimmobilien im Wert von insgesamt 3,1 Milliarden Euro hinzu. Insgesamt wuchs das Immobilienvermögen auf 14,2 Milliarden Euro (Stand Ende Dezember).
Aroundtown fokussiert sich auf Ballungsräume, ist aber auch in mittelgroßen Städten vertreten. In Deutschland etwa besitzt das Unternehmen Immobilien in Frankfurt am Main, Stuttgart, München und Berlin. In der Hauptstadt kaufte Aroundtown im vergangenen Jahr unter anderem das Hilton-Hotel am Gendarmenmarkt. Auch der Hilton-Komplex am Londoner Hyde Park gehört nun zu den Luxemburgern. Im Gegenzug trennte sich der Konzern von weniger lukrativen Adressen.
Stopp beachten!
Grundsätzlich sind die Zahlen von Aroundtown nicht schlecht. Die Dividende mag einen Cent zu niedrig ausfallen, doch die Rendite liegt trotzdem bei üppigen 3,3 Prozent. Für 2019 ist mit einer Anhebung von zehn Prozent zu rechnen, sodass die Aktie nach wie vor Potenzial hat. DER AKTIONÄR bleibt bei seinem mittelfristigen Kursziel von 8,80 Euro, der Stopp liegt bei 7,05 Euro.
Mit Material von dpa-AFX