Während Kunden in Europa und Japan beim Kauf des neuen iPhone 14 künftig teils deutlich tiefer in die Tasche greifen müssen, hat Apple die Preise auf dem heimischen US-Markt und in China konstant auf dem Niveau des Vorgängermodells belassen – trotz steigender Kosten. Was bedeutet das für die Gewinnmarge des Tech-Riesen?
Es war für viele wohl die größte Überraschung beim Apple-Event am letzten Mittwoch: Der Tech-Konzern hat auf die Erhöhung der Preise für das iPhone 14 verzichtet – zumindest in den USA und China, zwei der wichtigsten Absatzmärkte. Wegen der hohen Inflation und steigenden Herstellungskosten hatten Analysten im Vorfeld teils mit deutlichen Preiserhöhungen gerechnet. Dan Ives von Wedbush Securities beispielsweise prophezeite bei der neuen Smartphone-Generation Preisaufschläge von 100 Dollar.
Wenn Apple nun darauf verzichtet, die höheren Kosten an die Kunden weiterzugeben, müsste dies eigentlich zwangsläufig zu Lasten der Gewinnmargen gehen. Doch Apple-Experte Gene Munster von Loup Ventures glaubt nicht, dass es soweit kommt.
Einerseits seien die Kosten bereits im Laufe des letzten Jahres in die Höhe geschossen und Apple habe es trotzdem geschafft, die Margen konstant bei 43 Prozent zu halten, erklärte der Analyst in einem CNBC-Interview. Dabei dürfte vor allem die enorme Preissetzungsmacht des Konzerns auch gegenüber Zulieferern geholfen haben.
„Dass Apple die Margen trotz steigender Kosten hoch halten kann, ist einer der Gründe, warum die Investoren nach ruhig schlafen können“, so Munster.
Höherer Marktanteil dank niedrigerer Preise
Hinter dem Verzicht auf Preiserhöhungen dürfte aber auch noch ein anderer Aspekt stecken. Angesichts der hohen Inflation und steigender Lebenshaltungskosten werden viele Verbraucher zweimal überlegen, ob der Kauf eines neuen Smartphones für Hunderte Dollar wirklich nötig ist. Bereits in den vergangenen Monaten war am globalen Smartphone-Markt eine deutliche Kaufzurückhaltung zu spüren, die Apple als Premium-Hersteller bislang jedoch nichts anhaben konnte.
Im Gegenteil: Dank der Schwäche vieler Konkurrenten hat der Konzern die Marktanteile in einigen Regionen weiter gesteigert. Munster erwartet, dass sich dieser Trend dank konstanter Preise in den Schlüsselmärkten USA und China fortsetzen wird.
Der globale Marktanteil des iPhones habe in den letzten Jahren relativ konstant bei rund 18 Prozent gelegen. Dank dem Verzicht auf eine Preiserhöhung könne dieser nun „um ein oder zwei Prozent“ steigen, so der Analyst. „Wenn man das im Modell für die nächsten zwei oder drei Quartale berücksichtigt, bedeutet das letztlich trotzdem leichtes Steigerungspotenzial für die iPhone-Zahlen.“
Ist der starke Dollar schuld?
Dass das iPhone 14 in vielen europäischen Ländern, einschließlich Deutschland, sowie Australien und Japan teils deutlich teurer wird, dürfte nach Einschätzung von Analysten übrigens vor allem an Wechselkurseffekten wie dem starken US-Dollar liegen. Wie sich das auf die Nachfrage in den betroffenen Märkten auswirkt, muss die Zukunft zeigen. In der Vergangenheit konnte Apple jedoch meist problemlos höhere Preise für seine Geräte durchsetzen.
Die Anleger haben überwiegend positiv auf die Produktpräsentation am Mittwoch reagiert. Nachdem die Aktie im schwachen Gesamtmarkt der letzten Wochen wieder spürbar zurückgekommen ist, zeigt der Chart nun wieder nach oben. Die Kaufempfehlung des AKTIONÄR gilt daher weiterhin. Wer bereits investiert ist, bleibt dabei.
Hinweis auf Interessenkonflikte:
Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Apple.
Der Autor hält unmittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Apple.