Ungewöhnliche und extreme Kurssprünge kommen nicht nur bei den von Kurzfrist-Zockern bewegten Werten wie GameStop oder AMC vor. Heute fällt die größte US-Fluggesellschaft aus dem Rahmen: American Airlines schießt vor US-Handelsstart um mehr als 40 Prozent nach oben. Kurz zuvor hat AA seine Quartalszahlen präsentiert...
Die US-Fluggesellschaft American Airlines hat demnach zum Jahresende 2020 wie erwartet einen weiteren hohen Quartalsverlust erlitten. Im vierten Quartal fiel unterm Strich ein Minus von 2,2 Milliarden Dollar an, teilte das Unternehmen heute im texanischen Fort Worth mit. Im entsprechenden Vorjahreszeitraum hatte es noch einen Gewinn von 414 Millionen Dollar gegeben.
"Unsere Finanzergebnisse für das vierte Quartal schließen das herausforderndste Jahr unserer Unternehmensgeschichte ab", erklärte Konzernchef Doug Parker mit Blick auf die Corona-Pandemie. Insgesamt musste American Airlines 2020 einen Verlust von 8,9 Milliarden Dollar verschmerzen, im Vorjahr hatte die Fluggesellschaft noch 1,7 Milliarden Dollar verdient. Die Erlöse fielen im Q4 im Vergleich zum Vorjahr um 64 Prozent auf 4,0 Milliarden Dollar ein. Im Gesamtjahr steht ein Minus von 62 Prozent auf 17,3 Milliarden Dollar zu Buche.
Insgesamt ist der Verlust jedoch deutlich niedriger als erwartet ausgefallen. Die Fluggesellschaft verlor 3,86 Dollar pro Aktie, erwartet wurde ein Verlust von 4,11 Dollar. Auch der Umsatz lag über den Prognosen der Analysten.
Das lässt die Börsianer zugreifen. Gestern Abend wurde die am stärksten geshortete US-Fluggesellschaft jedoch auch im WallStreetBets-Forum von Reddit erwähnt. Das lockt womöglich auch Kurzfrist-Trader wie bei GameStop.
Die Aktie von American Airlines explodiert vorbörslich geradezu auf 23,63 Dollar - gegenüber dem Vortagsschluss ein Kursgewinn von gut 42 Prozent. Auch im deutschen Handel schießt die AA-Aktie nach oben und erreicht bei fast 20 Euro den höchsten Stand seit Februar (siehe Chart).
Im Sog des Höhenflugs von American Airlines wird auch die Lufthansa-Aktie nach oben gezogen. Der MDAX-Wert steigt um über sieben Prozent und überspringt wieder die 11-Euro-Marke.
Der der Bundesverband der Deutschen Luftverkehrswirtschaft ist skeptisch, dass sich die Situation der Branche schnell ändert. Von den bundesweit rund 255.000 Arbeitsplätzen bei Fluggesellschaften, Flugsicherung und an Flughäfen könnten in den nächsten Jahren schätzungsweise 60.000 wegfallen.
Bislang hätten Kurzarbeit und Krisenpakete mit den Gewerkschaften Massenentlassungen verhindert. 60 bis 70 Prozent der Branchenbeschäftigten seien in Kurzarbeit. Die Branche geht davon aus, dass in Deutschland erst 2025 wieder so viele Menschen in Flugzeuge steigen wie vor der Corona-Krise. (Mit Material von dpa-AFX)
Die Corona-Krise hat den Flugverkehr nahezu zum Erliegen und die Luftfahrtindustrie in Finanznot gebracht. Die nun weniger schlimm ausgefallenen Quartalszahlen von American Airlines machen Hoffnung, dass die Fluggesellschaften es mit den Staatshilfen doch "übern Berg" schaffen. Airline-Aktien bleiben jedoch mit hohen Risiken behaftet. DER AKTIONÄR hält am ehesten Ryanair für kaufenswert.
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