Erst himmelhoch jauchzend, dann zu Tode betrübt: Amazon-Aktionäre erlebten am Donnerstag ein Wechselbad der Gefühle, das es in sich hatte. Die Zahlen für das erste Quartal kamen hervorragend an (DER AKTIONÄR berichtete), doch dann meldete sich Finanzchef Brian Olsavsky mit Aussagen zu AWS und Q2 zu Wort.
Laut CFO Brian Olsavsky hat sich das Umsatzwachstum beim Cloud-Computing im April verlangsamt. Olsavsky sagte, dass die Zuwachsraten im April um 500 Basispunkte niedriger seien als im ersten Quartal.
Die Amazon-Aktie gab daraufhin ihre kompletten nachbörslichen Gewinne von 13 Prozent wieder ab. Am Ende notierte sie am Donnerstag über zwei Prozent im Minus.
Indes waren die Zahlen für das erste Quartal stark. Die Erlöse wuchsen im Jahresvergleich um neun Prozent auf 127,4 Milliarden Dollar, der Betriebsgewinn nahm um rund 30 Prozent auf 4,8 Milliarden Dollar zu.
Das lukrative Cloud-Geschäft rund um AWS steigerte die Einnahmen um 16 Prozent auf 21,4 Milliarden Dollar. Analysten hatten mit etwas weniger gerechnet.
Goldman-Sachs-Analyst Eric Sheridan reagierte trotz der skeptischen Aussagen Olsavskys positiv auf die Amazon-Bilanz: Das Unternehmen habe bei fast allen operativen Zahlen die Erwartungen übertroffen. Sheridan hob das Kursziel für die Aktie von 145 auf 165 Dollar an.
Die schwierige wirtschaftliche Situation belastet auch das Cloud-Computing. Bis sich die Nachfrage normalisiert hat, wird es möglicherweise etwas länger dauern, als der Markt erwartet hatte. Das ändert aber nichts daran, dass AWS im Sektor immer noch enorm stark positioniert ist. Ebenfalls positiv: Der Sparkurs von CEO Andy Jassy zeigt bereits Wirkung. Die Chancen stehen gut, dass Amazon bei den Margen schon bald das Vor-Corona-Niveau erreichen wird. DER AKTIONÄR bleibt bei seiner Kaufempfehlung.
Hinweis auf Interessenkonflikte:
Der Chefredakteur dieser Publikation, Herr Leon Müller, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Amazon.
Aktien, die in diesem Artikel besprochen / genannt werden, befinden sich im "AKTIONÄR-Depot".