Ärger für den erfolgsverwöhnten E-Commerce- und Cloud-Giganten Amazon. Gründer und CEO Jeff Bezos soll US-Abgeordneten wegen angeblicher dubioser Praktiken bei der Produktentwicklung Rede und Antwort stehen. Der Justizausschuss des Repräsentantenhauses forderte Bezos in einem am Freitag veröffentlichten Brief zur Aussage auf.
Hintergrund der Amazon-Affäre ist eine Recherche des Wall Street Journal, laut der Amazon-Mitarbeiter Daten anderer Verkäufer auf der Plattform ausspionierten und für die Entwicklung eigener Produkte nutzten.
Der Vorsitzende des Justizausschusses, Jerrold Nadler, ein Spitzenpolitiker der Demokraten, verdächtigt Amazon-Vertreter, bei früheren Anhörungen falsche Angaben zu dem Sachverhalt gemacht zu haben. Bezos selbst hat bislang – als einziger Chef eines der großen US-Techkonzerne – noch nie selbst vor dem Kongress aussagen müssen.
Amazon hatte die Vorwürfe, dass Mitarbeiter vertrauliche Verkäuferdaten zum eigenen Vorteil ausnutzen, zurückgewiesen.
Die starke Marktstellung, die Amazon im Laufe der Jahre erreicht hat, ist einigen Politikern in den USA seit Längerem ein Dorn im Auge – sie sähen den Konzern am liebsten aufgespalten. Möglicherweise nimmt die Diskussion angesichts der Vorwürfe jetzt wieder an Fahrt auf. Ein Drama wäre das nicht – wäre dann etwa endlich für jedermann der wahre Wert der Cloud-Sparte AWS erkennbar. DER AKTIONÄR schätzt den Wert auf 322 Milliarden Dollar (7faches Umsatzmultiple für 2020), was 28 Prozent der kompletten Amazon-Marktkapitalisierung entspricht. Für Langfristinvestoren kann die Schwächephase nach den Quartalszahlen nur eines bedeuten: eine glasklare Kaufchance.
(Mit Material von dpa-AFX)