Es ist ein Zeichen der Schwäche: Nach einer kurzen Gegenbewegung fallen die Kurse der China-Giganten gegen Ende der Handelswoche wieder. Heute tendierten Alibaba und Tencent im Hongkonger Handel deutlich in Richtung ihrer jüngst ausgebildeten Korrekturtiefs. Ein Medienbericht liefert einmal mehr Grund zur Besorgnis.
China plant Insidern zufolge, heimischen Unternehmen einen Börsengang in den USA zu verbieten, falls deren Geschäftsmodell auf großen Mengen sensibler Verbraucherdaten basiert. Das berichtet (Englisch, Bezahlschranke) das Wall Street Journal heute.
Betroffen wären voraussichtlich vor allem Unternehmen mit Tech- und Internet-Bezug. Dagegen könnten beispielsweise Pharma-Unternehmen wohl auch künftig relativ problemlos eine Genehmigung für IPOs im Ausland erhalten.
Außerdem gibt es seit einiger Zeit Berichte, wonach Chinas Börsenaufsicht dagegen vorgehen will, dass chinesische Unternehmen über sogenannte VIE-Strukturen an die Börsen streben.
Hintergrund: Ausländische Investoren dürfen nach chinesischem Recht nicht direkt an Alibaba und Co beteiligt sein. Daher haben die Unternehmen beispielsweise Holding-Gesellschaften auf den Kaimaninseln gegründet, um indirekt ausländische Investments zu ermöglichen. Was genau die Überlegungen der chinesischen Führung für bestehende VIE-Konstruktionen bedeuten, ist unklar.
Chinas Internetaufsichtsbehörde hat unterdessen einen 30-Punkte-Entwurf mit Vorschriften für Empfehlungs-Algorithmen vorgelegt. So sollen Tencent, Alibaba und Co beispielsweise daran gehindert werden, mit Video-Empfehlungen übermäßigen Konsum oder Suchtverhalten zu fördern. Es ist noch unklar, wann und in welchem Ausmaß die Vorschläge umgesetzt werden.
Es bleibt kompliziert für China-Anleger. Insbesondere die Zukunft chinesischer Notierungen im Ausland ist unklar, weil sowohl Chinas Führung als auch die USA Ansprüche angemeldet haben, die nicht mit dem Status quo vereinbar sind. Alibaba, Tencent und Co sind zudem in mittelfristigen Abwärtstrends gefangen. Ein Kauf der Aktien drängt sich derzeit nicht auf.
Hinweis auf Interessenkonflikte: Der Autor hält unmittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren: Alibaba.