Es ist eine Zäsur für die gesamte chinesische Tech-Branche: Bei JD.com und Liefergigant Didi gibt es neuerdings Gewerkschaften. Bislang war der chinesische Tech-Sektor kaum reguliert. Das ändert sich jedoch zunehmend. Die jüngste Entwicklung dürfte auch Auswirkungen auf Alibaba, Tencent und Co haben.
Wenn zwei chinesische Tech-Giganten Arbeitnehmervertretungen gründen, werden andere voraussichtlich bald folgen. Bei Meituan wird Insidern zufolge bereits die Gründung einer Gewerkschaft geprüft. Auch bei Alibaba soll es intern entsprechende Aufrufe geben.
Die Gründung von Gewerkschaften passt zur Politik der chinesischen Führung. Diese setzt nicht mehr auf Wachstum um jeden Preis, sondern rückt die Förderung „gemeinsamen Wohlstands“ in den Vordergrund.
Chinas Tech- und Internetriesen spenden dieser Tage Milliarden fürs Gemeinwohl, rechnen mit steigenden Steuerabgaben und wurden vielfach bereits mit Strafen wegen Monopolvergehen überzogen.
Chinas Jugend wendet sich unterdessen zunehmend den Lehren Maos zu. Das ist eine Reaktion auf steigende Mieten, ungleiche Vermögensverteilung und mangelnde Arbeitnehmerrechte.
Unterm Strich dürften die Maßnahmen zur Förderung des „gemeinsamen Wohlstands“ kurzfristig die Gewinne der Unternehmen belasten. Andererseits wird auf die Art ein gesundes Arbeitsumfeld und langfristiges Wachstum gefördert. In der gegenwärtigen Lage (siehe weiterführende Beiträge) drängt sich ein offensives Investment in China-Tech-Aktien jedoch nicht auf.
Hinweis auf Interessenkonflikte: Der Autor hält unmittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren: Alibaba, JD.com.