Der chinesische Elektrofahrzeug-Gigant BYD setzt die heimischen Autobauer bereits unter Druck. Traton-Vorstand Christian Levin sieht in Europa aber auch bei Nutzfahrzeugen Konkurrenz aus China aufziehen. Chinesische Elektrobus-Anbieter hätten sich in recht kurzer Zeit gut aufgestellt, vor allem dank ihres Zugangs zu sehr guter Batterietechnologie, so der Konzernchef in einem Interview der Nachrichtenagentur Bloomberg.
Es ist ein offenes Geheimnis: Auch die Lkw-Branche ist im Umbruch. Im Jahr 2035 dürften mehr als die Hälfte der neu zugelassenen Lkw in Europa, den USA und China elektrisch angetrieben werden. Ein Trend, den auch chinesische Hersteller erkannt haben.
Unter anderem bietet der bei Elektro-Pkw starke chinesische Hersteller BYD auch Elektro-Lastwagen und -Busse an. In Ungarn will BYD eine Fabrik errichten. Auch andere chinesische Hersteller haben den europäischen Markt ins Visier genommen, derzeit vor allem noch bei Pkw. „Wenn man das hochrechnet und sich Lastkraftwagen ansieht, kann man sich eine ähnliche Entwicklung vorstellen“, so Traton-Vorstand Levin.
AKTIONÄR-Leser-Leser wissen: Traton ist mit seinen Marken bereits gut auf den Hochlauf der E-Mobilität vorbereitet. Scania gilt in der Branche als Technologieführer in Sachen E-Mobilität und fährt bei der Entwicklung vorneweg. Bereits 2022 wurde auf der IAA Transportation in Hannover der erste vollelektrische Lkw für regionale Einsätze vorgestellt. Scania baut derzeit auch in China ein eigenes Lkw-Werk, womit die Schweden die erste eigenständige Fertigung von Lkw eines ausländischen Herstellers in der Volksrepublik hätten. Das Werk soll pro Jahr bis zu 50.000 Lkw bauen können und ist für einen Produktionsstart spät im Jahr 2025 vorgesehen.
Damit nicht genug: Traton will bis 2026 rund 2,6 Milliarden Euro in die Forschung und Entwicklung von batterieelektrischen Antrieben investieren. In Nürnberg baut MAN eine neue Fabrik, die ab 2025 jährlich bis zu 100.000 Hochvolt-Batteriepacks produzieren kann. Die Serienfertigung des E-Trucks beginnt 2024 im Werk München.
Kurzfristig muss Traton die Konkurrenz aus China noch nicht fürchten. Der Vorstand dürfte die Entwicklung aber sicher im Auge behalten. Die laufende Transformation zu E-Antrieben muss vorerst noch durch die Diesel-Lkw finanziert werden. Die jüngsten Zahlen und der Ausblick haben gezeigt, dass Traton hier mittelfristig gut unterwegs ist. Kurzfristig dürfte die Aktie nach dem zuletzt extrem guten Lauf ihre Konsolidierungsphase auf hohem Niveau zwischen 32,90 und 34,82 Euro vorerst fortsetzen.