Dr. Hönle wurde in den ersten neun Monaten des Geschäftsjahres 2020/21 (30. September) von den Auswirkungen der Coronakrise ausgebremst. Zudem kam es wegen Engpässen auf der Beschaffungsseite zu Lieferterminverschiebungen ins Schlussquartal. Doch es gibt auch gute Nachrichten vom Lochhamer Schlag in Gräfelfing: Die Talsohle scheint durchschritten und mit ihren UVC-Strahlern für die Entkeimung von Luft und Oberflächen baut die Gesellschaft einen Bereich aus, der ordentlich politisch geförderte Fantasie enthält.
AKTIONÄR-Leser wissen: Dr. Hönle bietet spezielle Geräte zur Luftdesinfektion und Raumluftentkeimung an, mit denen Coronaviren abgetötet werden können. Die Bayerische Staatsregierung hat die Förderung von solchen mobilen Luftreinigungsgeräten für den Einsatz in kommunalen und privaten Bildungs- und Erziehungseinrichtungen beschlossen. Dabei werden explizit Geräte erwähnt, die die UVC-Technik zur Entkeimung der Raumluft einsetzen. Hönle-Vorstand Norbert Haimerl sieht gute Wachstumsmöglichkeiten sowohl durch die Ausstattung mit Luftreinigern von kommunalen und privaten Schulen als auch in vielfältigen weiteren Einsatzbereichen wie beispielsweise Gaststätten, Fitnessstudios, Apotheken, Ärzten oder Optikern.
Daher wird zum Ende des vierten Quartals 20/21 und insbesondere im nächsten Geschäftsjahr eine sehr gute Umsatzentwicklung mit Geräten und UV-Strahlern für die Entkeimung von Raumluft erwartet. Der Vorstand geht für das nächste Geschäftsjahr von einem zusätzlichen Umsatzvolumen von 15 bis 40 Millionen Euro (Umsatz 2021/22e gesamt: 130 Millionen Euro) mit UV-Luftentkeimungsgeräten aus.
Zum Vergleich: Nach vorläufigen Zahlen stiegen die Umsätze der Hönle Gruppe in den ersten neun Monaten 2020/21 (30.September) von 71,7 Millionen auf 84,9 Millionen Euro. Das Betriebsergebnis (EBIT) kletterte von 6,3 Millionen auf 7,3 Millionen Euro. Für das laufende Geschäftsjahr wird nach wie vor eine deutliche Umsatz- und Ergebnisverbesserung gegenüber dem Vorjahr erwartet. Eine detaillierte Prognose sollte es dann mit dem Q3-Bericht am 6. August geben.
Richtig durchstarten dürfte Hönle also erst ist kommenden Fiskaljahr, also ab Oktober 2021. Um das geplante Wachstum im Klebstoffsegment – mittlerweile setzen neben Apple auch alle anderen großen Smartphone-Hersteller Klebstoffe aus dem Hause Hönle ein – darstellen zu können, wurden sowohl die Entwicklungs- als auch die Vertriebskapazitäten erneut erhöht und die räumlichen Kapazitäten erweitert. Auch das Geschäft mit Trocknungssystemen für den Druckmaschinenmarkt dürfte dann die Talsohle durchschritten haben und wachsen.
Die Investoren zeigen sich noch etwas skeptisch. Zuletzt konnten Haimerl und Co nur bedingt liefern. Kann Hönle seine Power nun aber wie geplant auf die Straße bringen, dürfte die Aktie mittelfristig wieder auf die Überholspur wechseln – und damit nicht mehr lange unter der 50-Euro-Marke festkleben.