Bei Allgeier tut sich was. Der IT-Dienstleister überzeugt mit starken Geschäftszahlen und will sein Technology-Segment abspalten und an die Börse bringen. Der Fahrplan steht. Im Idealfall winkt eine deutlich höhere Bewertung. Analysten sehen deutliches Kurspotenzial.
Die Digitalisierung mit mehr Prozessautomation, Auswertung großer Datenmengen und Cloud-Infrastruktur ist ein Trend, der nur temporär gebremst werden wird. Daran ändert auch das Coronavirus nichts. Eine veraltete Dateninfrastruktur kann sich kein Unternehmen mehr leisten.
Der Trend spielt Allgeier in die Karten. Die global agierenden Münchner führen ihre Kunden aus zahlreichen Branchen und Märkten durch die Herausforderungen des digitalen Wandels, um deren zukünftigen Erfolg sicherzustellen. Dennoch wurde der Spezialist für digitale Transformation nach einem starken Start ins laufende Jahr durch die Pandemie ausgebremst.
Prognose ausgesetzt, aber ...
Mitte April setzte Vorstand Carl Georg Dürschmidt die Jahresprognose aus. Zuvor hatte Allgeier ein Umsatzwachstum von sechs bis acht Prozent auf 820 bis 840 Millionen Euro in Aussicht gestellt. Die bereinigte EBITDA-Marge für den Gesamtkonzern sollte auf elf bis zwölf Prozent ansteigen.
Doch die eine oder andere Projektverschiebung dürfte durch neue Aufträge aus dem öffentlichen Sektor am Ende zumindest teilweise kompensiert werden. Auch wenn die Visibilität noch recht gering und die Unsicherheiten recht hoch sind, könnten die ursprünglichen Planvorgaben am Ende sogar nur knapp verfehlt werden.Das zeigen auch die Halbjahreszahlen: Hier hat der IT-Dienstleister ein Umsatzwachstum auf dem Niveau erzielt, wie es ursprünglich vor Ausbruch des Coronavirus geplant war. Aufgrund geringerer Kosten lag das erzielte EBITDA sogar deutlich über der Planung.
Das Wachstum wurde insbesondere von dem starken EBITDA-Anstieg der zur Abspaltung vorgesehenen Technology-Einheit, also der in der Nagarro-Gruppe gebündelten internationalen Softwareentwicklungs- und Digitalisierungsgeschäfts, getrieben.
Hauptversammlung am 24. September
Apropos Nagarro: Vorstand und Aufsichtsrat haben in ihren Sitzungen am heutigen Tag beschlossen, der Hauptversammlung am 24. September die Abspaltung der Nagarro Gruppe zur Beschlussfassung vorzulegen. Der Spaltungsvertrag zwischen Allgeier SE und Nagarro SE wird am heutigen Tag notariell beurkundet werden. Der Spaltungsbericht und der Spaltungsvertrag werden zusammen mit der Einladung zur Hauptversammlung der Allgeier SE im Laufe der kommenden Woche veröffentlicht werden. Die Nagarro-Anteile dürften bei einem Börsengang vermutlich an die Allgeier-Aktionäre ausgeschüttet werden. Beide Gesellschaften hätten dann zunächst eine ähnliche Aktionärsstruktur.
Nagarro wäre nach einem Spin-off direkter mit der Peergroup der globalen Softwareentwicklungs- und Digitalisierungsunternehmen vergleichbar, die durch die Bank deutlich höher bewertet ist. Der faire Wert könnte sich deutlich besser heben lassen. Eine attraktivere Bewertung würde einen besseren Zugang zu Finanzierungsmitteln zu günstigeren Konditionen ermöglichen. Nagarro könnte verstärkt als aktiver Konsolidierer auftreten und das Wachstum vorantreiben. Die die abzuspaltende Einheit, die Wachstumsmärkte wie SAP Hana, Cloud, IoT und Multi-Channel-Commerce adressiert, könnte im nächsten Jahr einen Umsatz von rund 500 Millionen Euro bei zweistelligen EBITDA-Margen erzielen und diese auch durch gezielte Akquisitionen Richtung 18 Prozent steigern könnte.
Was passiert mit den restlichen Aktivitäten? Auch für die verbleibende Allgeier-Gruppe ist die Abspaltung eine große Chance für eine neue Positionierung als einer der wenigen großen IT-Dienstleister im deutschsprachigen Raum. Diese Aktivitäten reichen von High-End-Softwareentwicklung bei der Allgeier IT Solutions und der mgm technology partners bis hin zur Betreuung von Systemlandschaften und dem Decken des gewaltigen Bedarfs an flexiblen IT-Experten. Allgeier wird dabei seine bewährte Buy & Build-Strategie fortsetzen und durch wertschaffende Akquisitionen über dem Marktdurchschnitt wachsen.
Die Analysten von Warburg Research haben vor Kurzem alle einzelnen Unternehmensteile in Summe bewertet und im Anschluss ihr Kursziel von 45 auf 90 Euro erhöht.
Zudem haben Vorstand und Aufsichtsrat aufgrund des positiven Geschäftsverlaufs entschieden, für 2019 eine Dividende in Höhe von 0,50 Euro je Aktie vorzuschlagen.
Das Feld ist bestellt: Die Allgeier-Aktie hat sich vom Corona-Crash erholen können. Wird die Abspaltung in den kommenden Monaten wie geplant vollzogen, dürfte die Aktie weiter Fahrt aufnehmen und ihren Aufwärtstrend beschleunigen. Das nächste Ziel lautet 75 Euro.
Im Real-Depot notiert die Position bereits über 45 Prozent im Plus. Doch ein Ende der Fahnenstange ist noch nicht in Sicht – im Gegenteil.
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