Die Einschränkungen der Lieferketten durch die Corona-Pandemie und knappe Frachtkapazitäten gelten bereits seit zwei Jahren als bedeutender Preistreiber für die Seefracht. Containerreedereien gehören zu den finanziellen Gewinnern dieser Entwicklung. Durch den Lockdown in Shanghai, der Millionenstadt mit dem weltweit verkehrsreichsten Container-Hafen, wird dieser Trend befeuert. Das dürften auch die Q1-Zahlen von Ernst Russ Mitte Mai zeigen.
Die deutlich gestiegenen Chartererlöse haben sich bereits im Vorjahr im Zahlenwerk von Ernst Russ bemerkbar gemacht. 2021 wurden Umsätze von 92,3 Millionen Euro (Vorjahr: 55,6 Millionen Euro) sowie ein bereinigtes EBIT von 30,8 Millionen Euro (Vorjahr: 2,6 Millionen Euro) erzielt.
Die Planvorgaben für das laufende Gesamtjahr deuten eine Fortsetzung des Wachstumskurses an. Ernst Russ peilt 2022 Erlöse zwischen 160 und 170 Millionen Euro und ein EBIT zwischen 72 und 77 Millionen Euro an. AKTIONÄR-Leser wissen: Neben den hohen Frachtraten hat auch der Erwerb einer Mehrheitsbeteiligung an zwölf Containerschiffen im Dezember 2021 (Projekt Fernando) großen Anteil an diesem dynamischen Wachstum.
Die Branche boomt. Christian Cohrs von Warburg Research sieht die Aktie daher erst bei 8,80 Euro fair bewertet. „Ernst Russ partizipiert in vollem Umfang an der aktuellen Charterraten-Bonanza“, so der Analyst. Der kontinuierliche Ausbau der Flotte, die Erneuerung von Charterverträgen zu besseren Konditionen und eine weiterhin Kapazitätsauslastung dank geringerer Liege- und Ausfallzeiten untermauert seine positive Einschätzung.
Die mit einem KGV von 5 bewerteten Aktie konsolidiert derzeit die Kursrallye aus dem März. Aus charttechnischer Sicht sollte die Aktie im Bereich um 6,45 Euro wieder stabilisieren und ähnlich wie in den ersten Wochen des Jahres im Anschluss die nächste Aufwärtswelle starten. DER AKTIONÄR spekuliert im Real-Depot auf dieses Szenario.
Hinweis auf Interessenkonflikte: Aktien von Ernst Russ befinden sich im Real-Depot von DER AKTIONÄR.